Die folgende Diskussion über Sinn und Verstand der Grammys konnte erst durch ein Machtwort von Kanye West beendet werden. Fest steht: Arcade Fire haben seit ihrem 2007 erschienen, Dekaden-bestimmenden Album Neon Bible jede Ehrung verdient.

Soweit also schon mal beste Bedingungen für eine entspannte Albumproduktion. Kein Stress, dachte sich auch die Band, und so hieß es im Jahr 2011 erst einmal ab in den Urlaub. Die Reise führte in das vom Jahrhunderterdbeben erschütterte Haiti, und während Win Butler und seine Kollegen auf den Antillen anpackten, brachte die Südsee die Inspiration. Willkommen auf Reflektor.

Der bekannte Pomp ist da, Streicher und Bläser sind in Position, doch aufgetürmte Arrangements werden immer wieder von karibischer Dezenz gebrochen. Und so befindet sich das neue Album zwar in bester Gesellschaft mit seinen Vorgängern, doch wo Neon Bible noch von einer Aufbruchsstimmung getrieben wurde und sich The Suburbs auf einen klugen Flirt mit dem Stadionrock einließ, ist Reflektor vor allem zurückgelehnt und in sich gekehrt.

Singletaugliche Ohrwürmer werden auf unmögliche Länge ausgedehnt, noisige Exzesse, wie im Publikumsliebling Normal Person, in Watte verpackt und esoterisch weggeatmet. Arcade Fire sind angekommen auf ihrem Indie-Olymp und lassen ihre Jünger Statuen errichten. Dass sich die Band währenddessen bei Wein und Ambrosia auf ihren Recamieren räkelt sieht von hier unten ohnehin niemand.

Reflektor von Arcade Fire ist unser Album des Monats im November, in den folgenden Wochen hört ihr je einen Song vom Album in der FUNKSTUBE.

Das erste Lebenszeichen vom Album: ein Auftritt der Band bei der US-Show Saturday Night Life am 28.9.2013. Im Anschluss wurde dieser unterhaltsame Kurzfilm gezeigt, in dem drei weitere Songs debütieren. Die Gastauftritte allein sind das Anschauen wert.