Auf den Brettern, die die Welt bedeuten zu stehen – davon träumen wohl einige junge Menschen. Dass der Broadway für die allermeisten von uns dabei ein Traum bleibt, ist klar. Theaterluft können interessierte Studenten und Studentinnen an der TU Dresden allerdings dennoch schnuppern. An der Bühne, dem Universitätstheater der TU, spielen Studierende aller Fachsemester und Studiengänge zusammen Theater oder wirken hinter der Bühne an der Organisation, Umsetzung und Gestaltung der vielfältigen Projekte mit. Die bühne ist ein eingetragener Verein, grundsätzlich wird sie daher studentisch getragen. Die Gelder für die Finanzierung kommen von der Uni und werden durch eigene Einnahmen und Fördergelder erwirtschaftet. Matthias Spaniel ist seit drei Jahren künstlerischer Leiter und ist sich sicher: an der bühne muss man Theater leben.

Der Arbeitsaufwand ist wahnsinnig  hoch, denn wir machen eine ganz normale Spielzeit. Wir spielen 10 Monate durch mit ungefähr hundert Vorstellungen. In der letzten Spielzeit kamen bis zu 4000 Zuschauer zu uns. Wir haben ungefähr 18 Neuproduktionen, also 18 Premieren, große und kleine Formate. Das heißt, es ist wahnsinnig viel Arbeit, nicht nur auf der Bühne, die Schauspielerei, sondern eben auch hinter der Bühne, die Technik, die Umsetzung, die Pressearbeit. (..) Das kann man nur machen, wenn man nicht auf die Uhr schaut.

Matthias Spaniel

Man sollte also eine gewisse Leidenschaft für das Theaterleben mitbringen. Die wurde auch Matthias Spaniel bereits früh in die Wiege gelegt. Vom Schultheater ging es für ihn nach einigen erfolglosen Vorsprechen in Schauspielschulen nach Hildesheim, einer niedersächsischen Stadt, rund 340 Kilometer westlich von Dresden. Dort studierte er wider aller vernünftiger Ratschläge Szenische Künste, einen Studiengang, der Fächer wie Germanistik, Theaterwissenschaften und Kulturgeschichte mit der Praxis von Schauspiel, Stimmtraining und Kameraführung vereint.

Aber natürlich hat mein Vater gesagt: Junge, mach was Vernünftiges, das Hobby zum Beruf – überleg dir das fünfmal.

Matthias Spaniel

Nach seinem Abschluss trieb es Matthias Spaniel zuerst in die Welt hinaus, er inszenierte und unterrichtete in Berlin, Rudolstadt und Zürich. Die Sehnsucht nach den Ursprüngen und das Heimatgefühl führte ihn schließlich wieder in seine Heimatstadt Dresden, wo er seit 2013 die künstlerische Leitung der bühne innehat.

Man hat in diesem Theaterberuf eher so ein Nomadenleben. Das heißt, man reist dem Job eigentlich hinterher. Alle zwei bis drei Jahre sitzt man in einer neuen Stadt, geht dann zu IKEA und kauft sich die Grundausstattung neu: eine Matratze, ein Regal und dieses Küchenset mit Löffel, Gabel, Messer. Und das ist spannend, die ersten zweimal auf jeden Fall, aber irgendwann führt es dann auch zu so einer Ermüdung.

Matthias Spaniel

Seitdem Matthias Spaniel die Leitungsstelle innehat, sind bereits viele interessante Theaterprojekte verwirklicht worden und auch für die Zukunft ist einiges geplant: die Teilchenbeschleunigung in der Physik theatralisch nachspielen oder im Treppenhaus Goethe rezitieren? Stadtteilprojekte, ein Studententheaterfestival und ein internationaler Theaterworkshop? Der künstlerische Leiter der bühne ist noch lange nicht fertig mit dieser Stadt.

Ich finde, Dresden ist eine Stadt, in der vor allem in der freien Szene noch unglaublich viel Potenzial ist. Sowohl in Berlin als auch in Zürich, wo ich vorher war, hatte ich immer das Gefühl, das sind zwei sehr gesättigte Städte. (…) Und in Dresden, denk ich, kann man schon, gerade was so innovative Formate oder politisch provokante Projekte angeht,  die gibt’s hier kaum und ich finde, da ist Bedarf da.

Matthias Spaniel

Gegründet als FDJ-Theaterstätte zu DDR-Zeiten feiert die bühne nach einer sehr wechselhaften Geschichte im Oktober ihr 60-jähriges Jubiläum. Damit ist sie das zweitälteste Universitätstheater Deutschlands. Für diesen runden Geburtstag und auch für die neue Spielzeit plant die bühne viele neue, spannende Projekte, zu denen ihr herzlich eingeladen seid – egal ob auf der Bühne, hinter der Bühne oder auf den Zuschauerrängen. Die nächsten Vorstellungstermine, die eine Kooperation der bühne mit den Gewinnern des schnell&schmutzig Theaterfestivals vom letzten Jahr sind, findet ihr auf der Website des TU-Theaters.