Seit insgesamt sieben Jahren machen Tricot nun schon ihr ganz eigenes Ding. Man kann dem Ganzen zwar das Label Math-Rock aufdrücken, aber das interessiert das Trio nicht wirklich. Sie spielen das, worauf sie Lust haben. Dennoch haben Sie einen ziemlich eindeutigen Sound, der sich durch die beiden letzten Alben gezogen hat. Genau so verhält es sich auch mit der neuen Scheibe 3. Das Album ist ein buntes Wirrwarr aus krummen Takten und Riffs, die sich überschlagen und dann doch irgendwie die Kurve kriegen.

Für alle, denen die Band kein Begriff ist, hier ein paar kleine Infos: Tricot ist ein Frauen-Trio aus Kyoto in Japan. Ikumi Nakajima steuert die Vocals bei und ist wie Motoko Kida an der Gitarre. Hiromi Sagane ist die Bassistin des Trios. Derzeit ist die Band auch nur mit wechselnden Drummern unterwegs und wartet auf den oder die Richtige. Alle kommen aus Kyoto oder der umliegenden Region  und haben während der Schulzeit in Musik-Clubs und später in verschieden Bands gespielt. Letztendlich haben sie sich 2010 als Tricot zusammengefunden und 2013 ihr erstes Album aufgenommen.

Doch Tricot können nicht nur schnell, wild und vertrackt, wie auf “TOKYO VAMPIRE HOTEL” oder “18,19”. Gegenstücke dazu bilden “ECHO” und “MUNASAWAGI”, die beide in Richtung Ballade gehen. Sie geben dem Album etwas Luft aufzuatmen und herunterzukommen. Die Tracks “YOSOKI” und “SUKIMA” sind beide sehr durch Jazz beeinflusst. “YOSOKI” ist dennoch sehr tanzbar, “SUKIMA” hingegen lädt zum langsamen mitwanken ein und ist eine weitere Verschnaufpause auf der Platte. Auf Tracks wie “WABI SABI”, “PORK GINGER” und “SESUYAKUKA” liefern Tricot technisch ab und laden die Songs bis unter den Rand mit Riffs, wechselnden Rythmen und Tempi voll. Durch die vielen verschieden Rythmen und Stimmungen, die Tricot in den Songs und auch auf dem Album vereinen, fällt auch nicht auf, dass sie für das Album keinen festen Drummer hatten. Vielmehr haben sie aus dieser Situation das Beste gemacht. Für das Album haben sich Tricot viele befreundete und bekannte Drummer aus Japan zusammengesucht, um gemeinsam aufzunehmen. Somit kommen auf dem Album viele Drum-Stile zusammen, die die Vielschichtigkeit des Albums weiter ausbauen. Für nicht-japanisches Publikum ist es natürlich schade, dass Tricot ausschließlich in ihrer Muttersprache singen. Dennoch versucht Sängerin Nakajima nicht nur mit ihren Texten ihre Botschaft zu senden. Sie versucht das Gefühl des Songs mit ihrer Stimme selbst zu vermitteln.

Alles in allem liefern Tricot mit ihrer neuen Scheibe ab, wie nie zuvor. Die Band schafft es, das was sie ausmacht zu gleichen Teilen zu verfestigen und trotzdem auch aufzubrechen. Das Album läuft durch, ohne dass sich die Tracks zu sehr ähneln. Das ist auch einer der der Kritikpunkte an früheren Alben. Durch die Ruheinseln und verschieden Einflüsse, die Trikot auf “3” vereint haben, schaffen sie es genau das zu vermeiden. Somit liefern sie ein sehr rundes und energiegeladenes Album ab, dass als Botschafter für Rock aus Japan stehen kann.

Die Botschafter-Rolle scheint auch sehr gut zu klappen, da Tricot mit den Jahren eine große Fanbase im Westen aufgebaut haben. Sie tourten mehrmals durch die USA, Großbritannien und den Rest Europas. Auch dieses Jahr sind sie wieder in Europa. Die Tour findet von Mitte August bis Anfang September statt. Wer Lust hat Tricot live zu sehen und nicht so weit aus Dresden fahren will, kann Sie in Prag oder Nürnberg erleben.

3

BY

Tricot

Release

17.05.2017

Label

Big Scary Monsters