Exile In The Outer Ring

BY

EMA

Release

25.08.2017

Label

City Slang

Wer sich durch ihre Diskographie hört, stellt fest, dass jedes ihrer Alben mit Störgeräuschen und Rauschen beginnt. Erika M. Anderson (das M steht für Michelle), kurz EMA, hat einfach nicht viel für konventionelle Ästhetik übrig. Auf die Spitze getrieben hat sie dies nun auf ihrem neuen Album Exile In The Outer Ring, auf dem Geschichten der Verwahrlosung durch Arbeitslosigkeit, Armut, Gentrifizierung, Drogen und Rassismus behandelt werden, allesamt Probleme, die im ruralen Teil der USA zuhauf existieren und seit langem lieber ausgeblendet werden. Das Albumcover mit der ausgeblichenen Flagge, den asymmetrisch angeordneten Rechtecken und der trashig anmutenden Haarfärbung verstärkt diesen Eindruck: Hier soll es um etwas Hässliches gehen. Um die unbeleuchteten Randgebiete der Gesellschaft.

Die Songs heißen “Aryan Nation”, “Fire Water Air LSD”, “33 Nihilistic and Female” oder “I Wanna Destroy” und erzählen von solchen Randgebieten, an die man nicht unbedingt zuerst denkt: abgehängte weiße Communities, in denen ganze Familien drogenabhängig sind; die kaum Einwanderer kennen, aber ihre Probleme trotzdem denen in die Schuhe schieben, die letztlich noch ärmer dran sind als sie selbst. Anderson, die selbst aus South Dakota stammt und an den Problemen dieser Schicht Trump-Wähler näher dran ist als mancher millionenschwerer Politiker, der in den letzten Monaten mit der Moralkeule um sich geschwungen hat, zeichnet in ihren Songs kritische Bilder des gesellschaftlichen Niedergangs und verpackt das Ganze in ein stringentes, flirrendes Album aus Noise-Geräuschen und Synthesizerschnarren. Wem das alles ein bisschen zu dissonant und schwierig klingt, sollte dennoch versuchen über die poppigeren Highlights ins Album einzusteigen, namentlich “Blood and Chalk”, “7 Years” oder “Down and Out”, die eher an die früheren Releases von EMA erinnern.

Zwar war ihre Musik vor Exile In The Outer Ring auch kein Blumenpflücken, aber streckenweise (natürlich kontextuell passend) hymnischer und möglicherweise sogar massentauglicher. Schöne Beispiele sind die Songs “Dead Celebrity”, “Cthulu” oder “California”, die wahlweise auch Filme oder Computerspiele untermalen könnten. Welche Künstler werden schon über die Zeit weniger massentauglich oder gar schriller? Diese stilistisch beinahe rückwärtsgewandte Entwicklung ist ein weiterer Faktor, der die aktuelle Platte zu einer aufregenden Hörerfahrung macht.

Damals wie früher beherrscht EMA es wie kaum eine andere, die heilen Momente zuckersüß und die kaputten Momente irreparabel klingen zu lassen. Das Ausloten von Extremen fernab des geschmacklichen Mainstreams ist sicherlich eine Kunst, die man nicht in die Wiege gelegt bekommt – auf Album Nummer vier sieht es so aus, als hätte EMA sie für sich perfektioniert.

Was sich auf Platte so interessant Schicht für Schicht aufbaut, dürfte sich live nochmal ebenso aufregend präsentieren. Daher präsentieren wir euch EMAs Auftritt am 15.01. in der Groovestation – Freikarten verlosen wir dafür auch noch: Schreibt dazu einfach eine E-Mail mit eurem vollen Namen und dem Betreff “Exile” an gluecksfee@campusradiodresden.de und mit etwas Glück gibts die Show für euch sogar umsonst. Viel Glück und bis dahin!