Es ist ca. 18 Uhr und gefühlt 26° Celsius. Seit etwa zwei Stunde stehe ich nun hier in der Schlange zur Max-Schmeling-Halle in Berlin und ich kann schon spüren, wie sich der Sonnenbrand auf meinem Nacken bildet. Rings um mich herum sind Hunderte andere, die mit mir zusammen darauf warten, dass sich die Hallentore öffnen und wir endlich rein können. Worauf warten wir denn vor der Max-Schmeling-Halle in Berlin?

Am 24.05. spielt die südkoreanische Girlgroup Blackpink ihr erstes Deutschland-Konzert in Berlin und für dieses Konzert warten an diesem Abend Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Fans in langen Schlangen vor dem Veranstaltungsort. Sie tragen Blackpink-Bandshirts, halten große Fan-Banner oder wedeln mit einem Kuriosum der Fankultur koreanischer Musik, einem sogenannten Lightstick, um sich herum.

„Moment mal, wer sind denn bitte schön Blackpink?“, werden sich hier wohl einige Leser denken, die mit dem Genre der koreanischen Popmusik, dem sogenannten K-Pop, nicht vertraut oder Fans der Band sind. Die Mitglieder der Girlgroup sind die gebürtige Koreanerin Jisoo, Jennie, die in Korea geboren und in Neuseeland zur Schule gegangen ist, Rosé, geboren in Neuseeland und aufgewachsen in Australien, und die Thailänderin Lisa. Die vierköpfige Band debütierte im August 2016 mit den Songs „Boombayah“ und „Whistle“ und konnte sich eigentlich sofortiger Beliebtheit in Korea und unter den internationalen K-Pop-Fans erfreuen. Diese Beliebtheit hält bis heute an, obwohl die Band vergleichsweise wenige Songs in ihrem Portfolio haben. So konnte ihr 2018 veröffentlichter Song „Ddu-Du Ddu-Du“ mittlerweile atemberaubende 849 Mio. Aufrufe auf Youtube sammeln. Somit ist Blackpink wohl neben BTS einer der größten Acts, die gerade aus Korea kommen.

Das Konzert in Berlin, in deren Schlange ich mich um ca. 18:15 Uhr immer noch befinde, ist das vierte Konzert von nur insgesamt sechs Europaterminen der großen Blackpink-Welttournee „In Your Area“, in dessen Vorfeld Blackpink auch ihre neue EP Kill This Love veröffentlichte. Es ist also wenig verwunderlich, dass sich an jenem Freitag nicht nur aus Deutschland, sondern auch Fans aus unseren Nachbarländern für dieses Konzert zusammenfinden. Das ergibt sich mir zumindest aus einem Gespräch mit einer Gruppe tschechischer Vietnamesen, die ich während der Wartezeit treffe.

Etwa 18:30 Uhr ist es dann soweit und die Türen der Max-Schmeling-Halle öffnen sich. Dank den Ordnern vor Ort und einem Numbering-System begeben sich die Besucher wohlgeordnet zu ihren Plätzen beziehungsweise zu dem Stehplatz vor der Bühne. Nach einiger zusätzlichen Wartezeit beginnt die Show dann auch pünktlich und wird zunächst von den Musikvideos Blackpinks, die auf den Leinwänden neben der Bühne gezeigt werden, eingeleitet. Hier wird dann auch schon die generelle Stimmung des Publikums klar, da sie jetzt schon die Videos mit Begeisterung feiert. Dann betreten Blackpink endlich die Bühne und das audiovisuelle Spektakel beginnt. Die Menge tobt und reißt die vorher benannten Lightsticks in die Höhe.

Neben den beliebten Title Tracks und Hits wie „Ddu-Du Ddu-Du“, „Boombayah“, „Whistle“, „Stay“, „Kill This Love“, „As If It‘s Your Last“, „Playing With Fire“ oder auch dem Dua Lipa Song „Kiss and Make Up“, bei dem Blackpink gefeatured ist, performt die Gruppe auch ihre B-Sides wie etwa „Kick It“ aus der Kill This Love EP oder „Forever Young“ aus der Square Up EP. In der Show wird auch etwas Platz für Solos der Gruppenmitglieder gelassen. Rosé singt ein Mash-up aus „Let It Be“ und den koreanischen Songs „You & I“ von Park Bom und „Only Look At Me“ von Taeyang, Jisoo hingegen ein Cover des Zedd-Songs „Clarity“. Jennie führt ihren eigenen Solosong auf, der passenderweise „Solo“ heißt, während Lisa eine Solo-Tanzperformance hinlegte. Für jede Einlage werden alle Register der Inszenierung gezogen: Blackpink singen ihre Songs und tanzen ihre Choreografien, während Laser, ordentlich Feuer und die große Videoleinwand im Hintergrund mit ihren schräg-bunten Animationen die Show an manchen Stellen zu einer beinahe psychedelischen Erfahrung machen. Und zwischendurch suchen die Gruppenmitglieder dann auch mal die Nähe zu den Fans, gehen bis an den äußersten Rand der Bühne und interagieren mit den mittlerweile kreischenden Fans. Dem Publikum gefällt es ungemein und es wird ordentlich mitgetanzt und mitgesungen. Dass die Texte der Blackpink-Songs hauptsächlich auf Koreanisch sind, stört dabei nicht.

Nach gut zwei Stunden ist der ganze Spaß dann leider auch vorbei und es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen. Waren die mehreren Stunden Warten und der recht hohe Preis des Tickets, den manch einer für gute Plätze bezahlt hat, es wert? Keine Frage, für Fans ist der Besuch eine Selbstverständlichkeit, gerade weil man nicht weiß, wann Blackpink denn das nächste Mal in Deutschland ist. Ich kann mir aber auch ganz gut vorstellen, dass die recht enthusiastische Fangemeinde und die Tatsache, dass Blackpink hauptsächlich auf Koreanisch singt, für manche ein Hindernis darstellt, um ein Konzert Blackpinks zu genießen. Diesen sei angeraten, vielleicht zunächst sich die sehr gut inszenierten Musikvideos der Gruppe anzusehen, um sich neben der Lektüre dieses Artikels eine Meinung zu bilden. Ich zumindest habe meinen Besuch des Konzerts nicht bereut und empfehle es durchaus weiter mal nach Tickets Ausschau zu halten, sollte Blackpink mal wieder in Deutschland sein.

 

Kill This Love

BY

Blackpink

Release

05.04.2019

Label

YG Entertainment