Arwed Barth

Mount Kimbie – Cold Spring Fault Less Youth
Wenn Musiker als Begründer eines komplett neuen Genres gelten, dann liegt das meist daran, dass sie eine Pandamaske tragen und aus Kommerzgründen eine Mischung aus Rap und Pop machen. Im Fall von Mount Kimbie aber ist das anders: Ihre Musik ist einfach so genial, dass sie sich in kein bestehendes Genre einordnen lässt! Deshalb kam mit Mount Kimbie und ihrer ersten Platte 2009 auch der Post-Dubstep zu den Menschen. Mittlerweile haben sie mehrere EPs, unzählige Remixe und ein Album Zeit gehabt, den eigenen Stil zur Perfektion zu bringen. Und das hört man!
Anspieltipp: „ Made To Stray “

Ghostpoet – Some Say I So I Say Light
Es werde Licht! Und es wurde Licht! Zumindest für diejenigen, die zwei Jahre nach Peanut Butter Blues & Melancholy Jam auf das neue Album gewartet haben. Das Album selbst hingegen bleibt ein Nachtwesen – dunkel, schwer, nachdenklich und schlecht beleuchtet. Trotzdem ist das nicht eines dieser übertrieben depressiven Schmerzalben. Es ist eher wie alleine mit Kippen auf dem Balkon zu sitzen und die Nacht anzustarren bis die Sonne aufgeht. Es ist ehrlich. Ehrlich gesagt das einzige Album, das es schafft, die Nacht zum Tag werden zu lassen. Und außerdem: geile Beats.
Anspieltipp: „ Cold Wind“

Cr7z – An7ma
Wieder einmal einer dieser Künstler, die niemals Mainstream werden können. Einfach deshalb, weil es keine Hook zum Mitsingen gibt und die Texte so düster sind, dass sie sich nicht für die großen Hallen der Nation eignen. Dennoch: Cr7z (Chris) ist schon seit Ewigkeiten Teil des Deutschraps, hat auf seinem Weg hierher drei Alben for free released und holt sich jetzt mit dem vierten das, was ihm zusteht. Er fickt keine Mütter, hat keine teuren Autos, kein Gangster-Image und ist trotzdem der Beste in Deutschland. Es geht um sein Leben, seine Gefühle, Alkohol, Drogen und eine Frau. Nach dem Album weiß man: Cr7z ist ein durchschnittlich zerstörter Typ, der Rap und das Leben liebt.
Anspieltipp: „ Weltsicht “

Christin Liese

Agnes Obel – Aventine
Musik muss mich berühren. Das hat Agnes schon immer geschafft, doch gelingt ihr es auch mit ihrem Neugeborenen? Die Erwartungen wurden übertroffen, das im September erschienene Aventine ist definitiv nicht nur der kleine Bruder ihres Debüts Philharmonics. Hallende Klavierklänge und tiefe Streichinstrumente werden durch ihre sanfte Stimme gezähmt, die klar und hell, aber doch geheimnisvoll und stark daherkommt. Schließe ich die Augen, so sehe ich einen Tanz vor mir, Klassik und Pop tanzen Walzer, dessen Drehungen man sich nicht entziehen kann und will.
Anspieltipp: „Fuel To Fire“

James Blake – Overgrown
Man macht die Platte an und dann passiert es: Der Raum vergrößert sich plötzlich, eine hallende Stimme und tiefe Bässe füllen ihn. Wie kein anderer vermag es Mr. Blake, neue Sphären zu eröffnen, die bewusstseinserweiternd sind. Ein Schild mit der Aufschrift Overgrown lud dieses Jahr in eine neue Sphäre ein, in der ich mehrere Monate versank. Eine so feine und unsichere Stimme vertont eigene Zweifel, die Bässe und Beats geben den nötigen Halt. Dieser Cocktail aus Fallenlassen und Kraft gewinnen schmeckt köstlich und hat höchstes Suchtpotential!
Anspieltipp: „I Am Sold“

M.I.A. – Matangi
Es war der 1. November, der Tag, an dem das Feuer in meinen Augen groß war, der Tag an dem das 4. Album meiner Kraftgöttin erschien. Matangi fühlt sich an wie ein Rodeoritt auf einem Stier. Es ist wild, hält Überraschungen bereit und mantelt uns in ein Tanzbedürfnis wie in eine Zwangsjacke. Die lebensbejahenden und unbekümmerten Texte treffen auf viele Trap-Elemente, ständig wechselnde Rhythmen und die Stimme von M.I.A., wie wir sie lieben. Wie auch schon in Kala verkündet sie auch hier: “M.I.A. comin’ back with power power!”.
Anspieltipp: „Yala“

Dominika Palka

Ghostpoet – Some Say I So I Say Light
Kühl und düster webt Ghostpoet aus filigranen Beats ein Spinnennetz. Trotz der bedrückenden Finsternis behält seine Konstruktion eine gewisse Leichtigkeit, die den Beutefang möglich macht. Gelockt mit jazzigen Elementen und warmen Bläsern gerät man überraschend schnell hinein und lässt sich freiwillig fangen. Der zart psychedelische Sprechgesang betört und macht einsam. In dieser Einsamkeit begegnet man sich selbst, wird von sich selbst bedroht und herausgefordert. Doch genau dort verbirgt sich das versprochene Licht.
Anspieltipp:„MSI MUSMID“

Disclosure – Settle
Die Party nährt sich langsam dem Ende, der Alkohol lässt nach und du merkst, wie stark deine Füße wehtun. Eigentlich willst du nur noch nach Hause, aber der Heimweg scheint eine Odyssee zu werden. Doch unerwartet hörst du die ersten Töne und weißt bereits, dass der eine Song auf jeden Fall noch durchgetanzt wird. Gibt es nach einer ganzen Reihe famoser Singles noch Luft nach oben? Kann das Album den bisherigen Erfolg noch toppen? Wenn du den ganzen Sommer gefühlt nur zu einer Platte getanzt hast, dann weißt du auch, dass es der Volltreffer ist.
Anspieltipp: „When A Fire Starts To Burn“

The National – Trouble Will Find Me
Keine journalistischen Floskeln können beschreiben, wie ein Künstler mit seiner Musik unter die Haut geht und nichts ist weniger privat und intim als ein schnell durchgelesener Artikel. Für The National muss man sich Zeit nehmen. Man muss sich die Musik ins Ohr flüstern lassen, so dass der Atem und die Wärme im Gesicht spürbar sind. Abseits der reizüberfluteten Welt wird alles vertrauter und klarer. Niemand sagt was zu fühlen oder zu verstehen ist. Mit der Zeit entsteht ganz ungezwungen eine harmonische Verbundenheit mit dem Künstler, die man nie wieder verlieren möchte.
Anspieltipp: „Fireproof“

Jan Wetzel

Tocotronic – Wie wir leben wollen
Was kann uns Popmusik heute eigentlich noch sagen? War sie in den gesellschaftlichen Kämpfen der 60er Jahre noch Ausdruck der jugendlichen Unzufriedenheit, scheint sie heute haltungslos geworden zu sein. Doch schließlich gibt es auch keine Jugendbewegungen mehr, wie das Tocotronic auf ihrem ersten Album 1994 schon wussten. Die Band hat das zum Konzept gemacht, vom trotzigen Sloganizing bis zur großen Rockgeste. Auf Wie wir leben wollen wird die Band nun mehr noch, was sie immer war: Eine politische Stimme, eine Band ohne Antwort, eine, die auf dem Pfad der Dämmerung wandern will. So geht Popmusik, die Aussage hat, ohne Message sein zu wollen. So geht heute politische Popmusik.
Anspieltipp:„Warte auf mich auf dem Grund des Swimmingpools“

Matmos – The Marriage of True Minds
Mit der „Innovation“ in der Musik ist es so eine Sache. Jede Woche verkauft die Musikindustrie eine Band als „neu“ – nur: spannend klingt das oft nicht. Man muss sich also der Geschichte zuwenden, wenn man die interessanten Klänge sucht. Genau das macht auch das amerikanische Duo Matmos, doch sie bleiben keine Historiker. Die Musik auf The Marriage of True Minds ist Ergebnis eines Experiments, sie schließt nahtlos an die Musique concrète an und schafft es – zumindest ab und zu – dennoch, nach so etwas wie elektronischer Popmusik zu klingen: Mehr kann man sich von einem Album, das den Horizont erweitert, wahrscheinlich nicht wünschen.
Anspieltipp: „Very Large Green Triangles“

Boards Of Canada – Tomorrow’s Harvest
Eines vorweg: Neu erfunden haben sich Boards of Canada auf Tomorrow’s Harvest nicht. Doch dazu ist man vielleicht auch schwerlich in der Lage, arbeitet man sieben Jahre lang an einem Album. So ist die neue Platte der Boards of Canada ein konservatives, im besten Sinne des Wortes grundsolides Album geworden. Die Marketing-Stunts, die den Release der Platte begleiteten, waren also unangebracht. Die Produktion ist noch ein bisschen tighter als früher, die Stimmung bleibt die gleiceh –und das ist in diesem Fall auch gut so. Das alles sind nur keine Argumente für eine “Platte des Jahres”, aber wen interessiert das schon.
Anspieltipp: „Reach for the Dead“

Juliane Hönisch

OK Kid– OK Kid
Danke tape.tv für meine absolute #1 Entdeckung des Jahres! OK Kid ist das Debütalbum der gleichnamigen und erst 2012 gegründeten Band. Deutschrap und Synthesizer, eine Kombination aus Hip Hop, Indie, Pop und irgendwo auch Elektro. Das mag anfangs nicht besonders neu und aufregend erscheinen, doch die drei Gießener sind authentisch. Sie geben einem beim Hören der Texte dieses typische „Ja Genau!“-Gefühl. Man findet sich in jedem Song irgendwie wieder. Ist es nicht das, was eine gute Band ausmacht? OK Kid lieben was sie tun und wir lieben Musiker, denen man diese Leidenschaft ansieht und abkauft.
Anspieltipp:„Stadt ohne Meer“

Weekend– Am Wochenende Rapper
„Ich bin einer wie ihr.“ Obwohl das Album mit seinem „sturen“ Hip Hop eigentlich nicht die breite Masse ansprechen dürfte, überzeugt der Rapper durch seinen Humor und seine positive Grundhaltung. „Sie sagen Life is a Bitch! Mag ja sein, ey, meins aber nicht.“ Diese Zeilen sind bezeichnend für Weekend und machen seine Tracks damit so glaubwürdig und gut. Er ist eben nicht der böse Gangster mit der schweren Kindheit (Praktikum als Gangster). Am Wochenende Rapper ist ein einfaches Rapalbum, auf dem er sich selbstironisch (schlechter Star) an alle wendet, die es hören wollen.
Anspieltipp: „FCKWKND“

Major Lazer – Free The Universe
Zugegeben, das Album hat seine Schwächen. Vielleicht auch, weil ich Major Lazer durch Mashups kennengelernt habe, kommen einem ein paar Stellen etwas langatmig und lahm vor. Außerdem ist es nicht besonders tiefgründig, aber mal ehrlich: das soll es auch nicht sein. Free The Universe ist, wie schon das erste Album des jamaikanischen Kriegshelden mit Laserkanone, vor allem eins: eine große bunte Party mit vielen Feature-Gästen wie Peaches, Bruno Mars oder Vampire-Weekend-Frontmann Ezra Koenig. Kurz: Dem Tanzbären in mir gefällt, was er da hört!
Anspieltipp: „Scare Me“

Juliane Marquardt

Foals – Holy Fire
Bereits lange vor dem eigentlichen Release von Holy Fire spannten Yannis und Co. ihre Anhänger auf die Folter. Wirre Codes, hinter denen sich Aufnahmen geheimer Live Sessions, Remixes, Bilder des neuen Artworks oder Free-Downloads versteckten, geisterten fröhlich durchs Web. Lässige Unbekümmertheit trifft auf mitreißende Hymnen und Momente durchschnaufender Melancholie. Von Antidotes über Total Life Forever bis hin zum neuen Holy Fire zeichnet sich der Entwicklungsprozess einer großartigen Band ab, die längst nicht angekommen ist.
Anspieltipp:„Late Night“

Milky Chance – Sadnecessary
„Wenn ein Hype entsteht, dann ist der das, was mehrere Leute genau jetzt feiern“ (Clemens Rehbein). Diesen Sommer feierten die Leute genau ihn, Milky Chance. Innerhalb weniger Minuten hatte auch mich diese Mischung aus Electro, Folk, Pop und Singer/Songwriter überzeugt. Liebe auf den ersten Ton. Spielerisch wechseln sich die sonnigen Klangseiten mit der richtigen Menge an Melancholie und Traurigkeit auf der Platte ab. Die Geschichten über Liebe und die sommerliche Leichtigkeit erzählen sich praktisch von allein.
Anspieltipp: „Running“

Made In Japan – Tame All Those Thoughts
Der unverwechselbare Sound von Made in Japan lässt mich regelmäßig in abenteuerlichen Erinnerungen schwelgen. Tame All Those Thoughts ist der Nachfolger ihres Debütalbums Sights and Sounds aus dem letzten Jahr. Bereits kurz nach der Veröffentlichung standen die vier Jungs aus Sydney schon wieder im Studio und setzten neue Ideen um. Das Ergebnis ist ein träumerisches Indie-Pop-Album, das einen förmlich dazu zwingt, dem Narr zu folgen.
Anspieltipp: „Follow The Fool“

Manuel Siegel

Milky Chance – Sadnecessary
Kein deutsches Musik-Kollektiv hatte dieses Jahr einen so rasanten Aufstieg wie Milky Chance. Der kleine Mann mit den verrückten Haaren und sein bester Freund stellten erst im Mai diesen Jahres das Album Sadnecessary auf YouTube online. Damals noch ein Geheimtipp, der den Sommersoundtrack lieferte. Warum, das beweist der charismatische, mitunter ein wenig kauzig und kratzbürstig wirkende Jungspund insbesondere mit Songs wie dem famosen „Down by the River“. Es ist diese Mischung im Entspannungsfeld zwischen Pop und Indie, Singer-Songwriter und eben diese Stimme, die den Unterschied macht. Einfach hammer Musik, die in Herz und Beine geht!
Anspieltipp:„Down by the River“

Woodkid – The Golden Age
Mit The Golden Age hat der Pariser Woodkid uns bewiesen, dass es im heutigen Musikbusiness durchaus noch Platz für klassische Instrumente gibt. Gerade das macht nämlich das Debütalbum des Franzosen aus, die Dramatik seiner Stücke kommt dadurch überhaupt erst zustande. Es ist ein Album, das sich besonders dazu eignet, bei Gewitter und Kerzenlicht brillante Schachzüge zu planen oder die längst überfällige Weltherrschaft an sich zu reißen. The Golden Age ist also quasi ein Album, das sowohl Superschurken, als auch -helden gefällt. Epochal, brachial, phänomenal.
Anspieltipp: „I Love You“

Chvrches – The Bones of What You Believe
Chvrches (ausgesprochen “Churches”) sind eine der Bands, die bereits online mit wenigen Songs die digitalen Massenmedien im Vorfeld aufmischten und gehyped wurden, bevor das erste Album veröffentlicht wurde. Mit ihren wunderbaren Synthie-Arrangements und Lauren Mayberry, die so glockenklar und unschuldig singt, dass man sich nicht nur deswegen vom Fleck weg in sie verlieben könnte. Wenn auch einige der Songs im mehr oder weniger belanglosen Synthie-Gedudel verschwinden zu scheinen. Klar ist trotzdem, Chvrches die mit lockeren Elektro-Beats und Synthiemelodien um sich schießen, machen mit ihren Songs Spaß und verleiten zum Tanzen.
Anspieltipp: „Lies“

Markus Jahn

Fidlar – Fidlar
„Fuck it dog, life’s a risk“ nennen sich die vier Jungs aus Los Angeles, oder um es abzukürzen: FIDLAR. Mit ihrem Debütalbum schmettern sie uns genau das um die Ohren, was in den letzten Jahren Mangelware in der Rockmusik war. Keine Dupstep-Einflüsse, keine Oldschool-HipHop-Elemente oder als Ironie maskierte Arroganz. Endlich wieder jemand, dem man abnehmen kann, dass er es auch genauso meint, wenn er „Fuck you!“ brüllt.
Anspieltipp:„Cheap Beer“

Queens Of The Stone Age – … Like Clockwork
Was könnte ich über dieses Album schreiben, was nicht schon jemand mit mehr Ahnung und Talent in besserer Art und Weise getan hätte? Die Antwort darauf lautet wohl: NICHTS. Über Queens Of The Stone Age und ihr letztes Album wurde in diesem Jahr so viel geschrieben, dass mir nur noch übrig bleibt, zu sagen: Hört es euch (nochmal) an und schaut euch dabei vor allem das Artwork des britischen Künstlers Boneface dazu an!
Anspieltipp: „I Appear Missing“

Kellerkommando– Dunnerkeil
Hervorgegangen aus dem Bamberger „Anti-Stadl“ machen Kellerkommando Volksmusik. Moment, war das nicht das, was sogar meinen Großeltern zu spießig ist? Kellerkommando zeigen auf ihrem ersten Album, dass Volksmusik nicht zwangsläufig Florian Silbereisen und die Generation Ü80 ist. Dunnerkeil ist das überraschendste Album, was mir in diesem Jahr untergekommen ist. Neben Polka und Blasmusik wird zusätzlich auch noch Hip Hop in den Topf geworfen, was komischerweise sehr gut zusammenpasst, aber davon sollte sich wohl jeder selbst überzeugen.
Anspieltipp: „Mein Nachbar“

Max Moritz

Forest Swords – Engravings
Filigran und vielschichtig, dunkel und atmosphärisch – so klingt die Musik des Liverpoolers. Wie mehrere Lagen schwarzer Seide umspielt sie den Hörer. Er wird komplett eingehüllt und spürt doch fast nichts. Es ist, als betrete er eine Höhle, einen dunklen Raum, in dem sich ein ganzes Universum aus verschwommenen Klangbildern auftut. Emotionen und Assoziationen werden geweckt, während musikalische Konsequenz und Eingängigkeit fehlen, aber genau darum läuft die Platte auf repeat, denn wer liebt es nicht, zu träumen und auf jede Nacht folgt auch immer ein Tag.
Anspieltipp:„The Weight of Gold“

Epidemic – Something For Tha Listeners
„There’s no school like the old-school (…)“. Genau das dachten sich auch HexOne und Tek-Nition aka Epidemic. Zusammen mit Esco produzierten sie ihr drittes Album, das an die „Golden Era“ des Rap erinnert. Der Boom-Bap-Beat lässt den Kopf nicken und die beiden Emcees flowen entspannt über Laid-Back-Loops aus Piano und Saxophon. Inhaltlich orientieren sie sich nicht an „Bitches, Guns and Money“, sondern an Problemen des täglichen Lebens. Mit simplen Mitteln wurde hier ein Old-School-Album ohne Schnickschnack geschaffen und manchmal muss man eben einen Schritt zurück gehen, um zwei voran zu kommen.
Anspieltipp: „The Ocean“

Mozes And The Firstborn – Mozes And The Firstborn
Die 12 Songs der holländischen Slacker sind ehrlich. Ehrlich jugendlich mit latentem Hang zum infantilen Geblödel. Ehrlich einfach in der Instrumentierung. Ehrlich eingängig in den Melodien und ehrlich unprätentiös im Sound. Es ist eine Garagenrockplatte, die sich auch mal Ausflüge in Richtung Grunge oder Psychedelic leistet. Ich hätte mir an der einen oder anderen Stelle mehr rotziges Geschrammel mit erhobenem Mittelfinger gewünscht, aber auch Moses war ja bekanntlich über jeden Zweifel erhaben. Mozes And The Firstborn müssen nicht das Meer teilen – ihre 12 musikalischen Gebote sind vollkommen ausreichend.
Anspieltipp: „Peter Jr.“

Roman Schweikert

Silverstein – This Is How The Wind Shifts
Ein ungewöhnliches Konzeptalbum von den kanadischen Emo/Screamo Genre-Vorreitern: Jeder Track auf der ersten Hälfte hat einen Schwestertrack auf der zweiten Hälfte, der beide Lieder thematisch verschmelzen lässt. Silverstein gehen hier zwar soundmäßig keine größeren Experimente ein, das Ganze klingt aber so tight und fokussiert wie noch nie zuvor. Das liegt einerseits am neuen Lead-Gitarristen, der auch was ins Songwriting mit einbringt, andererseits an der Produktion, die dieses Mal wirklich alles davor übertrifft. Die Mischung aus eingängig und hart meistern Silverstein wieder einmal.
Anspieltipp:„Stand Amid The Roar“

Biffy Clyro – Opposites
Biffy sind schon ein bisschen länger unterwegs, für mich trotzdem eine Neuentdeckung 2013. Kein Wunder auch, ihr aktuelles Album ist der perfekte Einstieg in die Musik der Rocker. Die Schotten liefern hier Stadium Rock vom Feinsten ab – Synthie-Klänge und richtig fette Refrains sind hier Programm. Selbst die Pop-Balladen wirken nicht aufgesetzt, das sind einfach gut geschriebene Songs. Da merkt man die progressiven Wurzeln der Band. Bei einem Doppelalbum kommt es dann aber auch mal vor, dass es Lückenfüller gibt. Nichtsdestotrotz: Wer die Band bis jetzt noch nicht kennt, hat was nachzuholen!
Anspieltipp: „Biblical“

Paramore – Paramore
Nach der Trennung von ihrem 1. Gitarristen und Drummer dachte ich eigentlich nicht, dass Paramore nochmal ein Album rausbringen würden. Geschweige denn ein Gutes. Aber genau das ist geschehen, ich gehe sogar so weit und sage, dass es ihre beste Platte bisher ist: Experimenteller und doch irgendwie poppiger, genau so wie ich‘s mag – ein perfekter Neustart. Haley Williams beweist mal wieder, dass sie eine Frontfrau ist, die im Rock-Genre ihresgleichen sucht. Und ihre beiden Kollegen Taylor und Jeremy an Gitarre & Bass beweisen, dass sie weitaus mehr als nur die Band im Hintergrund sind.
Anspieltipp: „Now“

Tobias Krautwer

Macklemore and Ryan Lewis – The Heist
Der Typ hat doch keine Ahnung von HipHop! Ernsthaft, da gab es so viel Besseres. Idiot. Pff. Lasst mich euch drei Typen vorstellen die dagegen sprechen: Der erste bin ich mit Kopfhörern auf, der sich über ein vielfältiges und kurzweiliges Album bedankt, das mir dieses Jahr viele lahme Stunden gerettet hat. Der Zweite bin ich als DJ der dutzende Male Crowdpleaser à la “Can’t Hold Us” abgefeiert hat. Typ Nummer Drei hat tatsächlich keine Ahnung von HipHop und freut sich einfach auch mal mit dem Arm wippen zu dürfen.
Anspieltipp: „Neon Cathedral“

The Kissaway Trail – Breach<
Der Sommer 2013 war entgegen aller guten Vorsätze vor allem von meiner Diplomarbeit geprägt. Nacht für Nacht, eine Seite nach der Anderen, gern bis zwei Uhr morgens. Die Misere durch Arbeit ersticken. Den Soundtrack zu dieser Zeit lieferten die vier Dänen von Kissaway Trail. Halliger Indie mit Noise Elementen, Musik für einsame, späte Stunden. Songs wie “Nørrebro” reißen mit, ohne sich aufzudrängen, der Nachhall im Kopf begeistert noch Stunden später. Eine Platte eigentlich wie gemacht für die kalte Jahreszeit, das baldige Revival ist daher vorprogrammiert!
Anspieltipp: :„Nørrebro“

Daft Punk – Random Access Memories
War das jetzt zu viel? Der Hype um die Platte war übermächtig, allgegenwärtig und ist auch jetzt noch in allen Jahresabschlusslisten zu spüren. Aber Kritik an dieser Stelle? Keine Chance, ich bin mittendrin. Zu sehr spielt mir die Aufmerksamkeit um Disco im Jahr 2013 in die Karten. Der Promorummel entzündete mich bereits auf den ersten Metern. Restdeutschland dagegen erlischt schon bald nach der Veröffentlichung und freut sich mit Pharrell in das Oktoberfestzelt von Robin Thicke umziehen zu dürfen. Da gähne ich dann, auch 2013 kein Discodeutschland.
Anspieltipp :„Doin’ It Right“