Es hat fast drei Jahre gedauert, bis Die Black Keys aus Akron, Ohio einen Nachfolger für ihr grammyprämiertes Werk von 2011 vorlegten. Fans der ersten Stunde werden enttäuscht sein: Während das Cover von El Camino noch von einem Sticker mit der Aufschrift „Play Loud“ geziert wurde, ist das Rohe und Rotzige aus der Musik des Duos verschwunden – und die Fans fragen sich: Whatever Happened To Your Rock’n’Roll?

Zwar ist der Opener des Albums mit fast sieben Minuten Länge und einem breiten Gitarrensolo eine beachtliche Mischung aus Rock und Pop; eigentlich erweckt der Song aber eher den Eindruck, die Band wollte jene, die Fragen „Wo sind die Gitarren hin?“ nicht gleich zu Beginn verprellen.

Dan Auerbach und Patrick Carney bilden eine Band, die von Musik mehr versteht und sich nicht auf ihre ursprüngliche Instrumentierung beschränken will. Piano und Bläser werden ausgepackt, Streicher und Synthies eingestreut. Ein Bass sorgt für den nötigen Groove. Die Black Keys sind schon längst kein Duo mehr – ihr langjähriger Produzent Danger Mouse ist mittlerweile am Schreiben der Songs beteiligt. Man fragt sich allerdings, warum Dan Auerbach und Patrick Carney noch immer unter dem Synonym „The Black Keys“ Platten veröffentlichen.

Sie haben sich die Kanten abgeschliffen, um in die Arenen und die Großraumdiskotheken dieser Welt zu gelangen. Stumpf stampft der Song „Fever“ daher und wird sicher auch in diesem Sommer einige Biergärten ins kollektive Schunkeln versetzen.

Die Veränderung der Band war immer ein großes Thema. Für Ihre letzten Alben hat sie sowohl Lob, als auch Häme einstecken müssen. Und doch haben sie nicht alles von ihrem „alten Groove“ verloren. Kantig, tanzbar, schrammig. So kommt „It’s Up To You Know“ daher. Bemerkenswerterweise ist es einer von zwei Songs auf dem Album, die nicht von Brian Burton aka Danger Mouse produziert wurden.

Die Black Keys waren nie eine Band, die für ihre Gesangskünste gelobt wurde. Dan Auerbach kann singen, das stellte niemand infrage, aber selten sang er mit solchem Falsett, wie in „Waiting on words“.

Das Bluesrock-Duo ist aus Ihren Garagen in Ohio in die Stadien dieser Welt gezogen. Sie probieren sich aus und machen, worauf sie Bock haben. Was sollen Musiker auch sonst tun?

Turn Blue ist eine solide Pop-Rock Platte. Sie hat ihre Schwächen holt sich aber auch interessante Anleihen im Soul- und Psychedelic-Bereich. Wirklich rockig ist das nicht mehr. Einige Songs wirken durch die Streicherarrangements eher kitschig und das hier und da auftretende Xylofon erinnert an Kinderlieder. Es ist ein melancholisches Album. Ob die Scheidung Dan Auerbachs aber wirklich eine Rolle beim Songwriting spielte, darüber lässt sich nur spekulieren. Auch wenn Songtitel, wie „Weight Of Love“, „Turn Blue“ oder „Bullet In The Brain“ darauf hindeuten.

Wenn den Black Keys etwas an ihrem Image als Rockband liegt, dann müssen sie aufpassen, dieses nicht zu verlieren. Wenn ihnen aber daran gelegen ist, als Musiker zu gelten, die nicht stillstehen und ihre Grenzen immer wieder neu ausloten, haben sie es mit diesem Album wieder einmal geschafft!