Der Altersdurchschnitt der CDU liegt bei 59 Jahren. Ist Ihre Partei trotzdem eine Partei für Studierende?

Kretschmer: Ich glaube, dass die CDU die Partei ist, die die Bildungsrepublik ausgerufen hat und die mit Annette Schavan einen so unglaublichen Schub für Wissenschaft und Hochschule gemeinsam mit unserer Bundeskanzlerin organisiert hat, dass man sagen kann: dass es die Partei ist, die in den letzten zehn Jahren wirklich die Bildungsexpansion vorangetrieben hat.

Sind sächsische Hochschulen unterfinanziert?

Kretschmer: Ich freue mich, wenn Studierende sich engagieren und auf sich aufmerksam machen, ihre Interessen vertreten. Wir haben das als Studierende damals in Dresden auch gemacht. Wir waren der erste Jahrgang, der eine Evaluierung der Lehre organisiert hat – weil wir damals nicht einverstanden waren mit der Qualität der Lehre. Danach hat sich vieles getan. Was die Hochschulfinanzierung angeht, muss man sagen, dass Sachsen über dem Durchschnitt der deutschen Bundesländer liegt. Wir bekommen jetzt noch einmal mit dem zusätzlichen BAföG-Geld die Möglichkeit, punktuell Qualität auszubauen und auch noch einmal neue Akzente zu setzen. Ich glaube, dass wir – das sieht man auch an den internationalen Vergleichen – sehr gut dastehen. Doch auch bei uns gibt es Veränderungsbedarf.

Was wollen Sie für die Verbesserung der Lehrsituation tun?

Kretschmer: Wir müssen auf den demografischen Wandel reagieren und wollen dabei Qualität als den leitenden Maßstab sehen. Das heißt: die Dinge, die gut sind an den sächsischen Hochschulen, sollen gestärkt werden. Bei denen, die eher nicht so gut sind, muss man über Veränderung nachdenken. Und das ist nun mal so – der Wissenschaft wohnt die Veränderung, das Neue inne und deswegen muss man sich darauf einstellen. Man sieht dann aber auch immer wieder, wenn es zu Veränderungen kommt, dann nicht nur auf dem flachen Land oder in den klassischen Industriebereichen, sondern auch an den Hochschulen. Darauf müssen sich die Hochschulen einstellen.

Mit den Bildungsreformen der letzten Jahre hat eine teils starke Verdichtung und Verschulung der universitären Bildung eingesetzt. Ist das ein Problem?

Kretschmer: Klar ist, dass es vor allen Dingen an den Hochschulen selbst liegt, die Studiengänge so zu organisieren, dass sie eine hohe Qualität haben und eben dieses Verschulte nicht eintritt. Das Interessante ist dabei, dass es ganz unterschiedliche Erfahrungen gibt. Es gibt Studiengänge – Bachelor und Master – die hervorragend angenommen worden sind. Dort ist die Qualität gut und die jungen Leute klagen nicht. Und es gibt Bereiche, in denen die Beteiligten kein Interesse daran hatten, dass sich etwas ändert. Dort haben wir häufig Sorgen und Klagen. Und ich bin immer der Anwalt der jungen Leute, die diese Fächer studieren, weil ich der Meinung bin: Ich habe als Student eine anständige Ausbildung gehabt und ich behaupte das auch für die jungen Leute heute. Das ist möglich, die positiven Beispiele zeigen das. Da sollten wir gemeinsam den Finger in die Wunde legen.

Wie können Mieten in innerstädtischen Gebieten auch in Zukunft für Studierende bezahlbar bleiben?

Kretschmer: Der Freistaat Sachsen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere hundert Millionen Euro in studentisches Wohnen investiert. Wir haben auch in Dresden ein gutes Angebot an studentischem Wohnraum, was die Studentenwohnheime, was die Kommune vorhält und wir haben mit der Diskussion um eine Mietpreisbremse auf Bundesebene jetzt eine Diskussion darüber begonnen, dass Mieten nicht ins Uferlose steigen dürfen. Hinzu kommen muss der soziale Wohnungsbau. Dresden wollen wir in seinem Wachstum unterstützen und die Studenten spielen da eine ganz große Rolle.

Zum Schluss: Nennen Sie drei Gründe, warum Studierende die CDU wählen sollten!

Kretschmer: Weil wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten gezeigt haben, dass Bildung, Wissenschaft und Forschung unsere Schwerpunkte sind. Und wir tun etwas für junge Leute, das für Studierende wichtig ist: Wir versprechen nicht. Wir bauen alles, was wir tun, auf einem soliden Finanzsystem auf. Nichts ist schlimmer, wenn man in einem Jahr ein Feuerwerk abbrennt und im nächsten Jahr der Kater da ist. Jeder kann sich darauf verlassen: Wissenschaft und Forschung haben in den nächsten Jahren bei der Union eine ganz, ganz hohe Priorität.