Der Altersdurchschnitt der Grünen liegt bei 48 Jahren. Ist Ihre Partei trotzdem eine Partei für Studierende?

Maicher: Zunächst sind wir als sächsischer Landesverband tatsächlich noch ein Stück jünger – so unter 43 Jahren – und haben sehr viele Studierende in unserer Mitgliedschaft. Aber vor allen Dingen haben die Themen, die für Studierende relevant sind, bei uns eine hohe Priorität. Das ist die Bildungspolitik, das sind Innovationen auch in wirtschaftlicher Transformation: wie können wir da zu anderen Strukturen kommen? Das sind Themen, die für Studierende und deren Kinder wichtig sind.

Sind sächsische Hochschulen unterfinanziert?

Maicher: Ja, wir haben die Proteste und die Kritik unterstützt und unterstützen sie auch weiterhin. Die Zahlen sagen ganz klar, dass Sachsen im Vergleich zu den anderen Ländern bei der Finanzierung pro Studierendem im hinteren Drittel, also weit unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Wir haben Stellenkürzungen in Höhe von weit über 1.000, die bis 2020 anstehen. Die beruhen auf falschen Prognosen und trotzdem hält die aktuelle Staatsregierung daran fest. Deswegen sagen wir: Klar, die Hochschulen sind unterfinanziert! Wir brauchen eine bessere Grundfinanzierung. Wir brauchen mehr Stellen. Und wir brauchen vor allem attraktivere Arbeitsplätze für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Was wollen Sie für die Verbesserung der Lehrsituation tun?

Maicher: Ja, wir wollen ganz klar die Grundfinanzierung mindestens an den bundesweiten Durchschnitt anheben. Wir wollen unter anderem die Studentenwerke besser ausfinanzieren, damit ein soziales Studium für alle Studierenden möglich ist. Wir wollen auch die Stellenkürzungen zurücknehmen, die auf falschen Prognosen beruhen und bei denen wir jetzt sehen, dass die Fakten eine ganz andere Sprache sprechen. Wir brauchen eindeutig mehr gute Arbeitsplätze in der Wissenschaft und Karrieremöglichkeiten, auch für die jetzigen Studierenden.

Mit den Bildungsreformen der letzten Jahre hat eine teils starke Verdichtung und Verschulung der universitären Bildung eingesetzt. Ist das ein Problem?

Maicher: Aus meiner Sicht liegt das vor allem an der Umsetzung. Wir haben uns an den sechssemestrigen Bachelor geklammert und da Stoff reingepackt, der sonst in neun Semestern gelehrt wurde und jetzt auch gelernt werden muss. Das führt zu diesen Verdichtungen. Wir haben aber zusätzlich die problematischen Studierenden-Lehrenden-Relationen. Durch Stellenkürzungen entsteht einfach das Problem, dass noch mehr auf einfache Prüfungsmethoden wie Ja/Nein-Antworten, Multiple-Choice-Tests usw. gesetzt wird. Wir wünschen uns, dass da tatsächlich die wissenschaftliche Ausbildung, Seminararbeiten und Ähnliches einfacher möglich werden. Das heißt, die Kompetenzvergleiche und die Mobilität, die mit den Bildungsreformen stattfinden sollten, sind aufgrund der Sach- und Finanzzwänge nicht umgesetzt worden.

Wie können Mieten in innerstädtischen Gebieten auch in Zukunft für Studierende bezahlbar bleiben?

Maicher: Fakt ist: Gerade hier in Dresden kümmert sich der Freistaat um die Exzellenzuni, aber er kümmern sich nicht darum, wo die exzellenten Studierenden und auch die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bezahlbar und gut leben können. Immer noch haben Dresden und Leipzig natürlich in ihrer Attraktivität dazu beigetragen, dass viele hierherkommen und hier studieren wollen. Das ist gut, aber wir brauchen ganz klar auch bezahlbaren Wohnraum. Da sehen wir, dass man auf Landesebene zum Beispiel die Explosion der Mieten über eine Mietpreisbremse begrenzen kann. Und es geht da hier in Dresden sicher auch um die Frage, wie man städtisches Wohnvermögen aufbauen kann. Da muss in Zukunft tatsächlich etwas passieren, damit die Explosion der Mieten begrenzt werden kann.

Zum Schluss: Nennen Sie drei Gründe, warum Studierende die Grünen wählen sollten!

Maicher: Weil wir dafür sorgen wollen, dass wir ein attraktives Studienangebot in Sachsen erhalten können: Ausreichend finanziert und eines, das ausreichend Stellen für gute Lehre und gute Forschung hat. Weil wir die Studentenwerke ausfinanzieren wollen. Das heißt, möglich zu machen, dass ein soziales Studium für alle möglich ist. Also nicht, dass hohe Kosten und steigende Semestergebühren abschrecken. Und, weil wir für die jetzigen Studierenden auch attraktive Wissenschaftlerkarrieren möglich machen wollen, so dass es auch ein Anreiz ist, hier zu bleiben und hier zu forschen.