Was The Naked Hands von den Vorangenannten unterscheidet, ist dass bereits zur Veröffentlichung ihrer Red LP feststeht, dass es das Ende ist. Die Record Release Party ist gleichzeitig das Abschiedskonzert. Musikalisch kommt die Band auf ihrem ersten Long Player zunächst abgeklärt rüber. Trockenes Riffing gepaart mit groovendem Schlagzeug. Ein Sound, der bereits auf den beiden EPs zu hören war. Kantig und roh – grob abgewischt und nicht auf Hochglanz poliert, dafür aber ungemein eingängig.
Die Naked Hands können aber noch mehr. Songs wie „The Ones That Can’t Be Bored“ oder „Christ/Panic“ lassen das Potential des Duos durchscheinen, das sich nicht auf einen schrammeligen Garagen-Sound beschränken will. Ersterer zeigt, dass das Duo genau die Schnittstelle zwischen Pop und Rock treffen kann und legt die Beatles als wichtige Inspirationsquelle der Band offen. Dieser aufwendigeren, mit Chören unterstützen Produktion steht Christ/Panic entgegen. Ein atmosphärisch dichtes Stück im Stile Timber Timbres, das mit Zeilen wie „Life’s like a spider bite, it hurts until you die.“ die lyrischen Fähigkeiten des Duos unterstreicht.
Allgemein zieht die Band mehrere neue Register. Ein Bass sowie Choralgesänge werden eingesetzt und sogar Synthesizer blitzen vereinzelt durch. All dies tut der Platte gut. Es schafft Spannungsbögen und zeigt die Diversität der Band. Ohne darauf zu achten, wie die Songs live umgesetzt werden könnten, schaufelt das Duo sich künstlerisch frei und erschließt sich so ganz neue Zugänge, zu ihren rohen kantigen Wurzeln.
Die Naked Hands sind musikalisch bei gutem Songwriting angelangt, ohne dort selbstgefällig verharren zu wollen. Die Red LP – das sind zwei Musiker destilliert auf 33 Minuten, in denen ihre Facetten, Neigungen und musikalischen Spielarten zu Tage treten. Sie loten ihre eigenen Grenzen aus und zeigen, was sie können, um dann den Hut zu nehmen und sich zu verabschieden.
So reihen sich The Naked Hands in die Liste der Obigen ein, mit einem komplett in Eigenregie aufgenommenen Debutalbum. Es mag nicht perfekt produziert sein, aber es hat sehr viel Proberaumcharme. Eine Band, ein Album und das war es dann. Erstmal.