Feelings aus der Asche
BYOlli Schulz
Release
09.01.2015Label
TrocaderoDiese dezent rosafarbene Brille trübt sich im weiteren Verlauf des Albums jedoch ein, oder besser: Sie verschmiert. Olli Schulz wird etwas schmalzig. Dem Kasper steht das weniger, dem Musiker dafür umso mehr. Mit „Passt schon!“ zieht er sich selbstironisch, aber etwas missmutig nochmal ein Stück am eigenen Schopfe aus dem Sumpf. Olli Schulz ist wütend. Er ist wütend auf sich, auf die Musik, auf das Business und so ein bisschen auf alles und jeden. Aber nur solange, bis er mit „Boogieman“ dahin kommt, was er sagen will. Ein elegischer, fast weinerlich selbstmitleidiger Olli Schulz lässt den Blick über sein bisheriges Dasein schweifen und evaluiert so seinen Ist-Zustand. Als müsse er seinen Fans und sich selbst einreden, er ist immer noch da und noch nicht weg vom Fenster.
Nach diesem Song wird Olli Schulz aber gelöster, als hätte er sich einen Stein von der Seele gesungen. Er ist kurz mal wieder „der alte Olli“. Mit einer klischeehaften Pophymne und zwei zackig-tanzbaren Indienummern gibt er seinem Affen Zucker. Das wirklich Bemerkenswerte an Feelings aus der Asche ist, wie er die einzelnen Facetten und Stimmungen ein und desselben Themas in verschiedenen Richtungen musikalisch auslotet. Es geht nicht wirklich um Liebe, sondern um das Ende der Liebe und einen möglichen Neuanfang.
Er ist der ernste, manchmal theatralische Kasper, der er irgendwie immer war – das macht ihn so authentisch, das macht ihn zu Olli Schulz. Er kann sich und andere authentisch auf die Schippe nehmen, kann sich aber genauso authentisch im Selbstmitleid suhlen. Er ist sich nicht zu schade, eine ernste und dabei aber unglaublich cheezige Popplatte zu machen. Er wird langsam älter, manchmal etwas reifer, manchmal etwas verbitterter, aber nicht ohne sein typisches ironisches Augenzwinkern.
Olli Schulz muss aber auch aufpassen, dass er nicht nur wahllos Klischees aneinanderreiht. Ob positiv oder negativ, alles wurde bereits zigmal in Songs von ihm, oder einem anderen bemüht. Doch hat er auch immer wieder diese großen ausbrechenden Momente in seinen Stücken, die den Hörer des Albums aufhorchen und auflächeln lassen und den Konzertbesucher wahrscheinlich in Euphorie versetzen. Viele der Lieder steigern die Vorfreude auf den Sommer, auf das Erlebnis der Songs unter freiem Himmel, auf das Mitgrölen und das Sich-in-den-Armen-liegen. Aber das ist auch nur eine Aneinanderreihung von Klischees.