Seit 1989 gibt es die Weilheimer Band The Notwist nun schon. Eine lange Zeit – Zeit für jede Menge Veränderung und vor allem Selbstfindung. Man könnte die Band fast für die Begründer einer musikalischen Metamorphose halten, wenn man ihren Werdegang betrachtet. Die Entwicklung reicht von den Anfängen einer Punk- und Metalband, über das Schreiben zärtlicher Pophymnen, die mit Neon Golden im Jahr 2002 ihre Spitze fanden, bis heute, einem musikalisch ausgeklügelten Mix aus Electronica, Pop und Indierock.

Diesem einzigartigen Mix verdanken The Notwist wohl nicht zuletzt ihrem Mitstreiter Martin Gretschmann, der 1998 auf dem Album Shrink erstmals seine Finger mit im Spiel hatte. Minimal und Elektronik finden fortan einen festen Platz auf den Platten der Band. Die Gitarre, die auf den ersten Produktionen noch dominant im Vordergrund steht, weicht mehr und mehr einem sanften Beat, einem leichten „frickeln“.

Doch trotz jeglicher Veränderung: das Kreativgespann bleibt sich treu, was sicher nicht zuletzt an dem Gesang von Markus Acher liegt, der mit einer sanften melancholischen Schwere auf unsere Herzen drückt. Auf Close To The Glass bringt er uns erneut ins Grübeln. Ich-und-Du-Themen, Ausflüge ins Verloren sein und das Aufeinandertreffen mit der Angst. Es sind kleine Geschichten, die Acher seinen Zuhörern zu vermitteln versucht, seien sie frei erfunden oder nach wahren Begebenheiten. Die Kinderheitserfahrung aus dem Song „Kong“, in dem Wasser das Haus der Achers flutete, ist eine davon.

„Er [Markus Acher] versucht immer, irgendwelche kurzen Geschichten zu erzählen, die er irgendwo gesehen hat oder die er sich ausgedacht hat. Die Texte stellen dann einen kurzen Ausschnitt dieser Geschichten dar, ohne klaren Anfang und ohne klares Ende.“

Michael Acher

Wenn „Signals“, der erste Song der neuen Platte, erklingt, mag der ein oder andere Fan der ersten Stunde Gänsehaut bekommen. Maschinelles Piepen und Knacken erinnern an alte Computer oder an Geräusche einer alten Fabrik. Ziemlich kalt das Ganze. Überraschend ist, dass entgegen der Erwartungen vieles von der Band mit Herzblut selber eingespielt und nur genial verfremdet wurde.

Was einem zuerst unpassend und zusammengewürfelt erscheint fügt sich auf Close To The Glass, zu einem grandiosen Gesamtbild, einer kleinen musikalischen Collage auf 12 Tracks zusammen. Von Elektrohymnen wie dem gleichnamigen Track „Close To The Glass“ oder „Into Another Tune“, über altbekannte Gitarrenakkorde in „Kong“, bis zu rein instrumentalen Stücken, wie „Lineri“, bietet die Platte jedem etwas an.

Die Harmonie aus vertrautem Elektroknistern und Indierock findet auf Close To The Glass seinen Höhepunkt. So mutig ließen die Weilheimer es noch auf keiner Platte knistern, klopfen, piepen und knacken – das ist sicher. Dass der Hörer hier und da über die Melodien stolpert ist gewollt.

„Und dann gibt es noch diese Collagen-Momente, die wir ganz bewusst so gestalten, weil uns das gefällt, dass man beim Hören stolpern kann und man plötzlich in etwas reinfällt, das man überhaupt nicht erwartet hätte.“

Michael Acher

Aktuell sind The Notwist mit der Collage Close To The Glass auf Tour und laden euch zum Stolpern und Grübeln ein. Wir verlosen aus diesem Anlass zwei Fanpakete inklusive je zwei Freikarten, Poster und CDs. 

Bis sie uns am 21. März mit ihrem Auftritt in der Reithalle Dresden in ihren Bann ziehen, bleibt noch genügend Zeit darüber nachzudenken „wie nah am Glas“ wir denn eigentlich leben. Macht euch doch selbst einmal Gedanken darüber und postet eure Fotos dazu in die Veranstaltung. Den Link dazu findet ihr hier.