So oder so ähnlich könnte der Gründungsmythos von Hodja und die Entstehungsgeschichte von The Band klingen. Dabei ist ihre Musik viel zu heiß und die Jungs viel zu cool, um sie mit irgendwelchen Anekdoten zu verklären. Hodja ist eine Band ohne Schnick-Schnack. Es ist natürlich, es ist schlicht, es gibt viel Kante und zeigt viel Herz.
Sänger Claudius Pratt lieh in der letzten Zeit vor allem der dänischen Kombo Reverend Shine Snake Oil Co. seine Stimme, was ihm den Beinamen “The Angryman” oder auch “Voodoo-Master” verlieh. Diesem Moniker wird er auch bei Hodja gerecht – er beschwört, er schreit, er leidet, er knarzt, er schleppt sich durch die Songs und gibt einfach alles. Seine Seele scheint er ja eh dem Teufel verschrieben zu haben und seine Stimme gleich mit.
Bei einem so reduzierten Setup aus Gitarre, Schlagzeug und Gesang könnte man erwarten, dass der Drummer eher verhalten daher kommt. Doch nicht so bei Hodja. Matthias Arbo-Klein und Claudius Pratt sind alte Band-Kumpanen und es scheint, als fordere Pratts Stimme Arbo-Kleins Spiel regelrecht heraus. Nicht selten poltert die Bass Drum zu scheppernden Becken in bester Hard-Rock-Manier.
Kompletiert wird dieser Sound durch die Gitarre von Tenboi Levinson. Es ist äußerst erstaunlich, dass der dänische Produzent neben seiner Jazz-Band und seinen Kompositionen für Filme und TV-Serien noch Zeit findet, mit Hodja ein paar dicke Riff-Bretter zu bohren: Songs, wie “Jesus Rolls”, “Wool Sweaters” und “She’s So Heavy” sind die vermeintlichen Perlen des Albums – staubtrockenes Riffing, gepaart mit fettem Schlagzeug. Es ist, als spüre man die vor Hitze flirrende Luft an den Ufern des Mississippi, während der Angryman mit seinem Gesang die Temperatur noch weiter ansteigen lässt.
Doch nicht zu vorschnell. Bei mehrmaligem Durchlauf legt das Album seine wirklich großen Momente frei. Songs wir “Arlene” oder “Why Why Why” sind nicht nur musikalisch, sondern atmosphärisch reduzierte Stücke. Momente zum Durchatmen und Innehalten, zum Reflektieren, Abkühlen und Schweiß abwischen, bevor Hodjas schwarze Seele wieder vom Hörer Besitz ergreift.
The Band lebt von seiner Varianz: Abgeklärtes Rock ‘n’ Roll Riffing trifft auf Soul- und Gospel-Gesang, während einfühlsame Balladen mit gedämpften Schlagwerk und akustischer Gitarre die wahre Größe der Band offenlegen. Hodja sind zwar nicht die besten Storyteller, aber jeder Song erzeugt seine ganz eigene Atmosphäre. Während Lep Zeppelin den Blues nahmen, um Hard Rock daraus zu machen, nehmen Hodja Hard Rock und machen Blues daraus.