Alle Jahre wieder ist es soweit: Um die Lizenzen an den verschiedenen Superhelden nicht zu verlieren, sind Firmen wie Sony und 20th Century Fox bemüht einen Film zu veröffentlichen – unabhängig von Sinn und Qualität. Erst kürzlich gab Sony den Reboot zum Reboot von Spiderman bekannt. Nun war die Geschichte rund um Mr. Fantastic, Invisible Woman, Human Torch und The Thing dran. Fantastic Four zeigt die Entstehungsgeschichte der Vier und scheitert dabei leider selbst an den eigenen Ansprüchen.

Der Film möchte nicht die üblichen Superhelden zeigen, sondern die Menschen dahinter. Daher bekommt der Zuschauer die ersten zaghaften Schritte der Vier zu sehen. Wie wurden sie zu den Superhelden? Mit welchen Veränderungen in ihren normalen Leben müssen sie jetzt klar kommen? Das Thema “Familie” gibt der Comicverfilmung einen allumfassenden Rahmen. Die Geschichte zeigt sehr direkt mit dem Finger auf die Dysfunktionalität der leiblichen Familien. Natürlich darf ein Antagonist nicht fehlen. Dr. Doom soll die erste Herausforderung für die frisch gebackenen Superhelden sein.

Der Jungregisseur Josh Trank versammelte für den Reboot einen überaus frischen Cast. Zu sehen gibt es Miles Teller (Whiplash) als Reed Richards, Michael B. Jordan (Chronicle – Wozu bist du fähig?) und Kate Mara (House of Cards) als Johnny und Sue Storm sowie Jamie Bell (Billy Elliot) als als Ben Grimm. Einen ziemlich düsteren und später offen unbarmherzigen Victor von Doom mimt Toby Kebbell. Die jungen Schauspieler sind sympathisch, so dass man ihnen die gemeinsame Geschichte auch abkauft. Dabei ist die Besetzung nicht ganz kritiklos geblieben.

Die Schauspielerriege ist wohl das Beste in 100 Minuten schlechtem Pacing und einer Geschichte die nur auf Gehhilfen vorwärts kommt. Der Film versucht den neuen Ansatz, die Menschen hinter den Superhelden zu zeigen. Gleichzeitig soll aber die Geschichte in das übliche Superheldenkorsett gezwungen werden. Die neuerworbenen Fähigkeiten sind schnell angenommen, der Gegner ist auch schon da. Man merkt spätestens in der Mitte der Comicverfilmung, dass hier zwei paar Schuhe vertauscht worden sind. Hätte man den ursprünglichen Ansatz weiterverfolgt, hätte man sicherlich eine interessante Alternative zur Marvel-Formel der Comicverfilmung gehabt. Schließlich sind nicht nur die Eigenschaften eines Menschen interessant, sondern auch der Prozess der zu diesen Eigenschaften führt. Das Korsett führt auch zum unübersehbar schlechtem Pacing. In gemütlichem  Tempo wird zunächst erzählt, wie die Fantastic Four zu den Fantastic Four wurden. Doch dann geht es ganz schnell. In knapper Zeit soll eine dramatische Wende herbeigeführt werden und natürlich auch ein Gegenspieler von den Protagonisten bezwungen werden. Psychische Probleme, die die Fähigkeiten mit sich bringen? Vergessen. Eine anfängliche Liebesgeschichte? Vergessen. Leider scheitert Fantastic Four einfach an den anfänglichen Ansprüchen. Dass man gerade nicht in einer Verfilmung der Marvel Studios steckt, merkt man nur am Auftritt von Dr. Doom. Für ihn ist die Erde und ihre Bewohner nichts wert. Dementsprechend ist auch sein Vorgehen. Blut und drastische Bilder gehören dabei zu den visuellen Mitteln, die bei Doom eingesetzt werden.

Fantastic Four ist ab dem 13.08.2015 in den deutschen Kinos zu sehen. Wer auf die Fantastischen Vier steht, der kriegt einen sympathischen und durchaus guten Cast zu sehen. Nur leider in eine löchrige altbekannte Decke eingewickelt. Wer auf Superheldenaction steht, der wartet lieber auf das Frühjahr 2016. Der dritte Ableger von Captain America und Deadpool werden es auf den Kinoleinwand krachen lassen.