Blood ist eine Hommage an Lianne La Havas Wurzeln. Die Tochter einer Jamaikanerin und eines Griechen machte es sich zur Aufgabe, nach der Tour zum Debütalbum Is Your Love Big Enough (2012) gemeinsam mit ihrer Mutter in deren Heimatland zu reisen. Dort angekommen wird La Havas von so vielen Eindrücken und neuen Menschen erschlagen, dass sie von nun an ihre Musik anders gestaltet. Es wird persönlicher, tiefgründiger, emotionaler. In Jamaika beginnt die Sängerin, Pianistin und Gitarristin auch mit dem Songschreiben. Auf jedem Song von Blood ist die 25 Jährige Cowriter, somit kann sie ihren Emotionen freien Lauf lassen.
And My Heartbeat Said
“Is It A Crime To Feel?”
In zehn Songs verarbeitet La Havas Gefühle rund um die Liebe, Verlust und Trennung. Doch auch wenn die Songs thematisch nicht sehr variabel sind, so entsteht beim Hören ein Spannungsbogen, der sich zum Ende hin immer weiter spannt. Der Opener “Unstoppable” läutet einen Optimismus ein, der gepaart mit Hoffnung in “What You Don’t Do” seinen Höhepunkt findet.
I Know You Love Me I Don’t Need Proof […]
The Closer We Get Oh
The Less We Need To Show
Der Titel “Grow” könnte bezeichnender für das aktuelle Album nicht sein. La Havas wächst aus ihrer Akustik heraus und probiert sich in E-Gitarren-Klängen und starken Jazz-Pop Nummern. “Wonderful” bildet auf Blood eine von zwei Balladen und wurde von keinem geringerem als Howard Lawrence, Mitglied des Duos Disclosure, mit verfasst. Es ist die auditive Interpretation eines überraschenden Aufeinandertreffens mit dem oder der Ex. Es werden schlechte und gute Erinnerungen geweckt und so lang die Trennung her ist, so schmerzvoll sie auch gewesen sein mag, das Kribbeln bleibt häufig.
You Can Burn Every Fuse And Refuse
Turn Your Positive Minus
But Electricity Lingers
In Our Fingers
Einen energetischen Abschluss kreiert La Havas mit “Never Get Enough”. Beginnend mit sanftem Gitarrenzupfen und einer hauchfeinen Stimme gibt es eine Explosion, die sich in verzerrter Stimme und rauen E-Gitarren äußert. Auf diese Weise verarbeitet Lianne La Havas das Katz-und-Maus-Spiel. Das eigene Begehren des Gegenübers ist stark, man erfährt jedoch nur Ablehnung. Und wenn das Gegenüber Interesse zeigt, hat man das eigene schon verloren. Nach der Explosion folgt mit “Good Goodbye”, der zweiten Ballade des Albums, ein sanfter Abschluss von Blood.
I Don’t Want Faith
I Just Need Proof
Und den Beweis ihres Könnens liefert La Havas. Auch wenn sie sich mit Blood in eine kommerziellere und massentaugliche Richtung bewegt, indem sie sich von der Akustik abwendet, wird kein Beweis für die Authentizität der Texte benötigt. Die Emotionen werden stärker als noch beim Debütalbum präsentiert und umgesetzt. Ob dies nun an Vorgaben des Major Labels, an Lianne La Havas steigendem Alter oder ihrer Reise in die Heimat liegt, sei dahingestellt.