Der Legende nach erdachte der damalige Taz-Journalist Thomas Groß das Label „Hamburger Schule“, mit dem er, angelehnt an den akademischen Kreis der Frankfurter Schule, auf den intellektuellen Verkopftheitsgrad der damit bezeichneten Musiker hinweisen wollte. Der entsprechende Taz-Artikel wurde zwar nie von irgendjemandem wiedergefunden (und reiht sich damit ein in den Usus mythisch angehauchter Romantisierungs-Tendenzen, durch die die Rezeption der Hamburger Schule seit ihrem Bestehen geprägt wurde), nichtsdestotrotz war hiermit das Etikett geschaffen, das sich nun eine ganze Bandbreite verschiedenster Hamburger Musikgruppen mehr oder weniger widerwillig haben aufdrücken lassen. Im Spannungsfeld zwischen elitärem Intellektualismus und charmantem Dilettantentum, schrammeligen Adoleszenz-Gitarren und experimentellem Virtuosen-Pop, plakativen Dagegen-Sein-Textzeilen und referenzgeschwängerter Kunstsprache lässt sich hier eine musikalische Szene beobachten, die sich wie nur wenige andere ins deutschsprachige Pop-Gedächtnis eingebrannt hat.

Was hat es also nun auf sich mit der sagenumwobenen Hamburger Schule? Wer hat sie gegründet und was stand auf ihrem Lehrplan (Spoiler: Kein Griechisch und kein Latein)? Wer tuschelte miteinander in der letzten Reihe und wem wurde auf dem Schulhof das Pausenbrot geklaut? Hat hier irgendjemand je seinen Abschluss gemacht und überhaupt: Was würde Adorno eigentlich zu all dem sagen?

Antworten auf all diese Fragen werden wir in den nachfolgenden anderthalb Stunden wahrscheinlich nicht liefern, dafür hauen wir euch aber einige der erstklassigsten Werke der neueren deutschsprachigen Musikgeschichte um die Ohren und als kleines Schmankerl gibt es vermasselte Gags über prähistorische Knochenfische!