Man sieht Trettmann im Profil. Adidas Regenjacke, Adidas Sonnenbrille, New Era Cap. Kaum Haare sind zu sehen, er blickt auf für uns Ungewisses. “Noch so ein Rapper in seinen Mitt-20ern, der gekleidet ist wie seine 15-jährigen Fans, bestimmt noch eine Bauchtasche und Socken mit Hanfblättern drauf”, denkt man. Dann die Musik: Huch, das klingt ja doch irgendwo anders – warum geht es denn nicht um Kokain oder zumindest um Hustensaft, warum klingt das denn so… gut? Und wenn dann noch Wikipedia sagt, Trettmann sei vor wenigen Tagen 44 geworden, ist es komplett vorbei mit den anfänglichen Vorurteilen.

Ja, so ungefähr kann es einem gehen wenn man zum ersten Mal mit Trettmann in Kontakt gerät, was zwar irgendwie komisch ist (wie gesagt: 44), andererseits aber auch absolut OK und verständlich. Schließlich ist erst jetzt, mit dem erscheinen des Albums #DIY, die wirklich große mediale Aufmerksamkeit da für Trettmann, schließlich werden jetzt erst Stimmen laut, die ihn als das “neue” große Ding ankündigen. In Kritiken zu #DIY kann man dann auch schon mal Worte wie “Meisterwerk” finden – alle sind sich sicher: Trettmann kann was.

Einen Text über Trettmann zu schreiben ohne den Begriff Auto-Tune zu verwenden, ist quasi unmöglich oder zumindest sinnlos. Auch hier gilt jedoch: Trettmann nutzt den Effekt nicht “einfach so”, er ergibt zu jedem Moment Sinn, ordnet sich stets dem Gesamtprojekt unter und ergibt einfach Sinn. Und so nervt die effektbeladene Stimme nicht (wie bei vielen anderen), sondern kreiert eine ganz besondere Stimmung – auf großen Teilen von #DIY eine bedrückende, schwermütige. “Jazz mit den Instrumenten von Trap” will HipHop-Journalist Falk Schacht erkannt haben. Die Harmonien, die Rhythmen, die Stimme, die Texte – alles ist stimmig, alles trägt die klare Handschrift von Trettmann und – nicht zu vergessen – KitschKrieg, dem Produzententrio, dem ähnlich viel Lob gebührt wie Trettmann (der Artikel soll aber auch nicht zu lang werden).

Oft merkt man Trettmann sein fortgeschrittenes Alter dann auch an. Seine Texte wirken eben nicht wie die von jemandem, der gerade ziellos sein Studium geschmissen hat, sondern wie die von jemandem mit einer guten Portion Lebenserfahrung auf dem Buckel, von jemandem, der über die Dinge nachdenkt und reflexionsfähig ist. Da geht es mal um die Jugend im ostdeutschen Plattenbau, dann ums Trinken an der Bar oder um einen verstorbenen Freund. Nie wird es pathetisch, nie pseudointelligent, das Gefühl passt.

Naja, jetzt kommen wir mal zum Punkt: Trettmann kommt nach Dresden (Kernaussage!). 24. Oktober, GrooveStation, viel mehr Infos braucht es nicht. Ach, doch: wir verlosen Tickets! 2×2! Wie? So: E-Mail mit dem Betreff “Trettmann” und eurem vollen Namen an  gluecksfee@campusradiodresden.de schreiben, dann ein wenig beten und fertig.

P.S.: Voract Joey Bargeld ist auch sehr (3x) gut.