Am Mittwoch dem 15. November hatten sich am Abend viele junge Menschen vor der Konzerthalle “The Rock” (Tucson, Arizona) versammelt, um Lil Peep live zu sehen. Doch dazu kam es nicht. Der Musiker wurde leblos in seinem Tourbus gefunden und direkt ins Krankenhaus gebracht. Fans auf der ganzen Welt sind entsetzt über die Ereignisse und es hagelt pausenlos Beileidsbekundungen auf den Social Media Seiten des Rappers. Auf der anderen Seite äußern sich viele Leute kritisch und meinen, dass Lil Peep seinen Tod durchaus provoziert hat. Andere gehen so weit zu behaupten der Rapper sei selbst schuld an seinem Tod gewesen. Doch nun erstmal der Reihe nach. Wer war der Rapper Lil Peep und wie kam es zu seinem frühen Tot?

Wahrscheinlich haben viele vorher noch nie von dem jungen Amerikaner Lil Peep (bürgerlich Gustav Åhr) gehört. Das mag daran liegen, dass seine Karriere noch recht jung war. 2015 veröffentlichte er sein erstes Mixtape “Lil Peep Part One”. Er traf damit einen Nerv bei seiner jungen Zielgruppe und gelangte somit zu einer schnell wachsenden Hörerschaft. Es folgten eine beachtliche Zahl weiterer Mixtapes und EPs, welche er vor allem über das Portal Soundcloud veröffentlichte. Im Jahr 2017 und zwar genau drei Monate vor seinem Tod folgte sein erstes kommerzielles Debütalbum “Come Over When You’re Sober, Pt.1”. Damit stand Lil Peep nun vor dem Durchbruch und ihm wurde eine große Karriere vorausgesagt.

In seiner Musik verband er klassischen Southern-US-Rap mit Trap-Elementen, dem Emo-Stil der 2000er und dem Grunge eines Kurt Cobain. Damit sprengte er Genregrenzen und schuf den sogenannten Emo-Rap, mit welchem er aber eher Jugendliche erreicht. Er zeichnet sich im vergleich zu anderen Rappern weniger durch seine Rapskills aus, da in seinen Songs eher seine vom Punk und Indie Rock inspirierte Gesangsstimme im Mittelpunkt steht. Wer also eher auf positive Vibes steht kann mit Lil Peep wahrscheinlich nicht besonders viel anfangen, denn wie für den Emo- Stil typisch sind seine Texte sehr düster und melancholisch. Er verarbeitet in diesen seine Drogensucht und Depressionen, sowie Liebeskummer und vermittelt dem Hörer dabei eine Art ängstliche Selbstbeobachtung wie man sie aus dem Post-Hardcore kennt.

Der eine oder andere mag sich jetzt sicher fragen wie das denn im Resultat klingen soll. Der folgende Song ist von seinem Debütalbum und kommt mit aufwendigem Video daher. Lil Peep spielt einen High-School-Schüler, der unglücklich in den Schul-Vamp verliebt ist. Überzeugt euch selbst!

Neben Lil Peeps Musik war wohl auch sein extravagantes Äußeres ein Grund dafür, warum er eine gewisse Faszination ausübte. Man kann sagen er war eine regelrechte Erscheinung. Trashige Tattoos zierten seinen Körper und in seinem Gesicht prangten Schriftzüge wie “Cry Baby” oder auch “Get Cake Die Young”, wobei “Cake” wohl eher so viel wie “kilo of Cocaine” bedeuten soll. In der High-Fashion-Szene erntete Peep großen Zuspruch und Bewunderung. Er war unter anderem Laufstegmodel auf der pariser und mailänder Fashionweek und wurde dieses Jahr vom weltberühmten Porträt- und Modefotografen Mario Testino abgelichtet.

Man kann also mit großer Sicherheit sagen dem jungen Mann standen rosige Zeiten bevor. Doch obwohl er mit seinem schnellen Sprung in die Öffentlichkeit ziemlich gut klarzukommen schien, hatte er massive psychische Probleme. Er litt seit seiner Kindheit an Depressionen und seine Texte in dem er von einem durch und durch selbstzerstörerischen Lebensstil sang trafen leider nur zu gut auf ihn zu. Auf seinem Instagram Account sah man beinah täglich neue Videos oder Fotos, die ihn beim Drogenkonsum zeigten. Die Liste seiner Lieblingsdrogen war endlos, aber am liebsten mochte er den Angstlöser Xanax. Lil Peep behauptete selber von sich durch seine Exzesse dem Tod schon sehr oft sehr nah gewesen zu sein. Letzte Woche Mittwoch, also am Tag seines Todes, ging er ein weiteres mal an seine Grenzen und erzählte in einem Instagram Video, dass er sechs Xanax-Tabletten intus hätte, es ihm aber gut gehe. Nur wenige Zeit später folgte ein Post mit den Worten “When I die You’ll love me”. Wiederum nur kurze Zeit später starb er. Ein offizielles Statement zur Todesursache gibt es nach wie vor nicht, denn die endgültigen toxikologischen Befunde stehen noch aus. Nun liegt die Vermutung auf Selbstmord nah, doch seine Angehörigen und Freunde schließen dies aus. Das das Leben des Rappers ohnehin am seidenen Faden hing beweist auch die Reaktion von Peeps Manager Chase Ortega, welcher kurz nach seinem Tod auf Twitter schrieb: “I’ve been expecting this call for a year. Mother fuck”.

Lil Peep behauptete einst es baue ihn auf, wenn Fans ihm erzählen, seine Musik würde sie am Leben halten. Leider konnte ihn seine Musik nicht vor sich selbst schützen. Jedoch wird die Idee von Rap, die er geschaffen hat, die Popkultur in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen. Gustav Åhr war ein hochemotionaler, unglaublich kreativer Anarcho, dessen Erbe nun von einer neuen Künstlergeneration weitergetragen werden wird.