Wir werden niemals fertig sein

BY

Neufundland

Release

17.11.2017

Label

Rough Trade

Viele Bands brauchen Zeit um ein Album auf die Beine zu stellen. Neufundland ist eine davon. Haben sich die Kölner schon 2013 gegründet, war es nun am 17. November 2017 soweit, das erste Werk auf die Menschheit loszulassen. Bekannt sind sie vor allem durch ihr Cover “Halt dich an deiner Liebe fest” von Ton Steine Scherben. Der Albumtitel Wir werden niemals fertig sein führt einen jedoch aufs Glatteis, denn unfertig ist fast nichts.

Indie-Pop ist das Gefilde, in dem Neufundland hier hantieren. Eine im großen und ganzen gechillte Instrumentalisierung trifft auf den stellenweise tranceartigen Gesang. Man bedient sich ebenfalls Synth-Pop-Elementen, die in den Refrain meist am deutlichsten zu hören sind. Die Songs auf “Wir werden niemals fertig sein” schweben alle um das eigene Leben, viel Selbstzweifel und den Wunsch, irgendetwas ändern zu wollen.
Der Track “Eiskugel” ist unter den ersten Songs der unkonventionellste. Die Drums treiben neben einigen kurzen Synth-Melodien den Sänger nach vorn. Trotzdem lassen sich hier Vers und Refrain voneinander abgrenzen, bis es zu einem kleinen Spoken Word Part kommt, der im Zusammenhang mit vorheriger Zerbrechlichkeit des Lebens ziemlich gleichgültig vom Sänger vorgetragen wird:

“Oder war es nur, nur der Gedanke, wenn einer abtreibt, ein toter Körper, der ist hinüber, naja ein toter Körper, bloß ein Körper – Und wenn die Eiskugel fällt sag ich hoppla.”

ehe der Song ein bekanntes Indie-Pop Outro auffährt. Die Gleichgültigkeit ist dabei nicht negativ zu sehen, stattdessen gibt es der Thematik die entsprechende Stimmung.

Auch wenn es einige aufmunternde Passagen gibt, die sich dem eher niedergeschlagenen Grundton entgegenlehnen, bleibt Wir werden niemals fertig sein ein eher nachdenkliches Album. Sowohl musikalisch finden sich einige Feinheiten in der Produktion, als auch im Text. Wird

“Ist das etwa schon das Ende vom Lied?
Oder ist da noch was, ist da noch was,
Was es für uns zwei gibt”

noch allein durch eine Akustikgitarre begleitet, erklingt im nachfolgenden Zwischenspiel ein Keyboard und eine Backgroundstimme, um ein Beispiel davon zu nennen. Aber dabei bleibt es in “Das Ende vom Lied” nicht, denn in der Bridge legen sich die Musiker noch einmal richtig ins Zeug.

Der Titeltrack “Wir werden niemals fertig sein” ist leider im Gegensatz zu dem, was diese Livesession bietet jedoch eine kleine Enttäuschung. Hier hat man die sehr gute Bridge einfach nicht mit aufs Album gelegt. Schade eigentlich. Eine kleine Überraschung bietet aber der letzte Song, um was es sich handelt, möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten. :^)

Ein abwechslungsreiches Album ist Wir werden niemals fertig sein nicht unbedingt. Die Detailverliebtheit, die Neufundland hier jedoch hineingesteckt haben, lässt sich hören. Will man träumen und sucht Indie-Pop mit einer kleinen Ecke Synth-Pop, ist man hier genau an der richtigen Adresse gelandet.