Es kann schwierig sein, das Leben als junger Mann in Berlin. Links fahren Touristenbusse vom Brandenburger Tor zum Kudamm, rechts zwängt sich die zugedröhnte Partymasse gefüllt mit chemischer Euphorie in die Clubs der Stadt. Schnell geht man verloren in der wabernden Menschenmasse, wird ein Zahnrad von Millionen und ist dann doch umsomehr alleine.

Isolation Berlin – nicht nur der Name dieser Band, welche in den letzten Jahren wohl am lautesten und schönsten die Großstadtmelancholie in die Welt geschrien hat, ist außergewöhnlich. Zwischen Depression und angetrunkenem Trotz hat sich die Gruppierung um Sänger und Texter Tobias Bamborschke inzwischen einen festen Namen gemacht in der deutschen Gitarrenrocklandschaft. Lobpreisungen aus den Feuilletonsparten der Region sowie von bedeutenden Musikerkollegen à la Element of Crime sind nur die logische Folge der inzwischen drei Alben Isolation Berlins.

Vergifte dich heißt nun das neueste dieser Projekte, welches den Vorgängern Berliner Schule/Protopop sowie Und aus den Wolken tropft die Zeit in nichts nachsteht. Besonders die Poesie der Songtexte Bamborschke scheint (wohl auch durch die Arbeit an seinem letztes Jahr erschienenen Gedichtbandes) noch einen Reifeprozess durchgemacht zu haben, aber auch musikalisch ist Vergifte dich eine Facettenerweiterung in der Diskographie Isolation Berlins. Von postpunkigem Gitarrenrave wie bei “Kicks” bis zu schwelgenden Hymnen wie dem großartigen “Marie” ist alles zu finden auf dieser wunderschönen Platte (das gilt auch für das Artwork von Yannik Riemer). Dass die Band auch live eine Wucht ist, hat sie schon oft genug unter Beweis gestellt. Wer schon einmal in den Genuss gekommen ist, wird am 1. Mai sowieso schon die GrooveStation angepeilt haben, wer noch Neuling ist sollte sich das Datum schleunigst im Terminkalender rot anstreichen.

Mit einem Quäntchen Glück schafft ihr es sogar auf die Gästeliste. Dazu bitte eine Mail mit dem Betreff “Vergifte dich” an gluecksfee@campusradiodresden.de schreiben. Danke.