Dass Blur – besonders fernab des UK – neben “Song 2” am öffentlichkeitswirksamsten wohl durch quatschige Yellow-Press-Disputösitäten mit der in dieser Disziplin quasi übermächtigen Gallagher-Crew in Erscheinung getreten sind, mag gerade in der Retrospektive die Wahrnehmung der Band verzerren. Denn wo sich Oasis/Noel + Liam freilich in ihrem natürlichen Biotop bewegten und den Großteil ihres relevanten Outputs bis heute konsequenterweise auch auf dieses Betätigungsfeld verlagerten (jajajajajajaja, die hatten auch schon paar geile Hits, ist ja gut), waren Blur nicht nur dem Boulevard of Bullshit, sondern auch der auf Dauer in der Breite doch etwas zu einfachen Britpop-Formel recht schnell entwachsen. Während die Gallaghers also zu eternal Trollfiguren mutiert sind, waren Blur spätestens seit 1997 ganz anderen Geschäften zugeneigt: Blur (höre: “Death of a Party”, “Essex Dogs”) und der Nachfolger 13 (1999; “Battle”) markieren die kreative Hochphase der Band und erinnern in ihrem experimentierfreudigen Ansatz eher an den Werdegang von Radiohead denn die frühen Hiteruptionen.

Dass genau diese Hits aber ebenso unwiderstehlich wie die mittleren Blur sind, macht die Großartigkeit dieser Band aus: Die mit Stone-Roses-Madchester liebäugelnde (Leisure, 1991) und bereits Hochform andeutende (Modern Life Is Rubbish, 1993; “For Tomorrow”) Anfangszeit kulminiert 1994 schließlich in das perfekte Parklife (“Tracy Jacks”, “Badhead”) als definitivem Ausdruck des Britpop-Genres.

Dass diese und alle folgenden Listen auf die Songzahl 7 beschränkt bleiben, hat einfache Handhabungsgründe: Natürlich wird notgedrungen viel Schönheit und Am-Herzen-Liegendes ausgeblendet und man muss auch stark und viel weinen ob der herzzerreißenden Rausschmisse; um einen repräsentativen Ausschnitt aus dem Gesamtwerk zu gewährleisten, ohne die Listen gleichzeitig zu überfrachten, scheint die Anzahl aber am praktikabelsten – wer Gefallen an dem kleinen Überblick findet, wird das auch an der präsentierten Band tun und darf gern tiefer eintauchen. Wer nichts oder Brechreiz verspürt, lässt besser die Finger weg und hat trotzdem nicht viel verloren. Also hört fleißig rein, es lohnt schlimmstenfalls und tut auch gar nicht weh. Versprochen!