“Nenn mich Musik, ich nenn dich Tanz”. Hier könnte dieser Text schon wieder enden – Musik ist das eben, die aus den Boxen schallt, wenn man Nenn mich Musik auflegt. Dem gefühlt zweiten, eigentlich aber ersten Album der Düsseldorf Düsterboys steht diese Schlichtheit, die sich nicht nur im Titel wiederfindet. In Songs mit Namen wie “Kaffee aus der Küche” oder “Es geht mir gut” werden scheinbare Banalitäten durch die Poetik-Presse gedrückt, heraus kommen aufs Mindeste reduzierte Stücke, die in ihrer Gesamtheit ein Projekt ungewöhnlicher Homogenität schaffen. Anders als bei ihrem Schwesterprojekt International Music (dessen furioses Debüt-Album ja auch erst ein Jahr alt ist) steht hier das Gefühl im Vordergrund; verkopfte Krautrock-Elemente werden durch einen warmen Simon-and-Garfunkel-Sound ersetzt, der sich wie eine Decke über den Zuhörer legt.

Einige der auf Nenn mich Musik vertretenen Stücke dürften dem geneigten Kenner deutschsprachiger Musik durchaus bekannt vorkommen, so erschienen sie bereits vor über drei Jahren auf der via Soundcloud herausgebrachten EP „Alkoholgedanken“, welche jedoch kaum Resonanz in den hiesigen Medien fand. Einzig der Song „Teneriffa“ schlug einige Wellen in der Musikpresse und schaffte es auf den „Keine Bewegung 2“-Sampler des Labels Staatsakt.
Vieles hat sich drei Jahre später nicht verändert. Natürlich sind die Stücke etwas besser abgemischt, auch dieses Mal erfolgte die Aufnahme jedoch mit einem alten Kassettenrekorder des Vaters von Pedro Crescenti.

Wie auch International Music sind The Düsseldorf Düsterboys ohne Frage eines der spannendsten Mitglieder einer in den letzten Jahren erstarkten Riege deutscher Gitarrenbands. Peter Rubel und Pedro Crescenti, die sich für dieses Album Verstärkung am Schlagzeug wie an Piano/Orgel geholt haben, schaffen es, kluge und athmosphärische Songs aneinanderzureihen, die durch eine Subtilität bestechen, die rar ist in der hiesigen Szene. Die Klasse der Stücke macht sich eher unterschwellig bemerkbar, den Düsterboys (die übrigens nicht aus Düsseldorf kommen) geht es nicht darum, auf ihr offensichtlich großes Talent aufmerksam zu machen, Nenn mich Musik ist ein Album, dem zugehört werden möchte.

Was Staatsakt-Chef Maurice Summen über die Band denkt, was für eine Rolle der Alkohol bei den Düsseldorf Düsterboys spielt und was der FC Schalke 04 denn nun mit dem Album zu tun hat, hört ihr in dieser Folge des Album des Monats.
Dieses Mal zu Gast: Martin Schüler, Redakteur beim DRESDNER Kulturmagazin sowie Mitbegründer und Moderator des Online-Musikmagazins Gusto – Ablass für Massenkultur.

Nachtrag: Die Düsseldorf Düsterboys spielen nicht, wie in der Sendung erwähnt, in diesem Jahr noch in Dresden, sondern am 29. Januar 2020 im Ostpol. Alternativ kann man die Band, wie auch International Music, beim Leipziger TransCentury Update (15.-17. November) sehen.