Nachdem die sechsköpfige Band aus Sydney mit den zwei vorherigen Studioalben Lost Tropics und Chiaroscuro ihrem surf-goodfeeling-psychedelic-rock-indie-Image gerecht geworden sind, hebt sich ihr nun drittes Album Lonely Diamond deutlich von dieser Gewohnheit ab. Nicht mehr ganz so leicht und gut gelaunt kommen die neuen Tracks daher und auch das Album an sich wirkt geschlossener, runder und melancholischer. Die Erwartungen an die neuen Veröffentlichungen waren nach ihrem Hit „Confidence“ des letzten Albums von 2018 entsprechend hoch. Dieser brachte der Band einiges an Aufmerksamkeit und Anerkennung ein und wurde nicht umsonst auf den ersten Platz der Tripple J Hottest 100 von 2018 gewählt. Doch wie geht man mit diesem Erwartungsdruck richtig um? Einige Bands würden sicherlich versuchen, ihr ehemaliges Erfolgsrezept nach dem Grundsatz „never change a running system“ zu imitieren und sich damit sicherlich selbst ins Bein schießen. Ocean Alley dagegen machen einfach weiter Musik, so wie sie gerade Lust dazu haben. Dass das neue Album dementsprechend anders geworden ist, tut ihrer Erfolgsgeschichte jedoch überhaupt nichts ab. Eher das Gegenteil ist der Fall – durchgängig gute Bewertungen und begeisterte Beiträge von einigen der renommiertesten Musikmagazine waren die Folge (und dies vollkommen zurecht).
Groovige catchy Gitarrenriffs sind natürlich weiterhin zu finden und auch der unverwechselbare Ocean-Alley-Sound trägt einen in manchen Songs weiterhin an atemberaubende Surf-Strände in Australien. Allerdings wird diesmal schon durch den Prolog namens „Dahlia“ und den Epilog „Luna“ klar, dass hier diesmal ein anderes Konzept und mehr Ruhe dahintersteckt. Die schon vorher releasten Singles, wie „Infinity“ und „Tombstone“, ließen einen eigentlich mit der Annahme zurück, dass sich das neue Album weiterhin am „alten“ Sound orientieren würde. Doch als das Album dann in Gänze veröffentlicht wurde, offenbarte sich ein ganz neuer Ocean-Alley-Sound. Zwischen diesen eher rockigen Songs findet sich beispielsweise mit „All Worn Out“ eine gefühlvolle Ballade mit Cello- und Saxophon-Begleitung zum miteinander schunkeln, kuscheln und Augen schließen. Auch auf „Puesta de Sol“ zeigt sich die musikalische Vielfältigkeit des Albums und überrascht sicherlich viele Zuhörer mit seiner Anlehnung an die Filmmusik eines alten Western.
Lonely diamond
Yeah you go against the tide
And old horizons
Ocean Alley haben es mit Lonely Diamond geschafft, dem Druck des Erfolges standzuhalten, sich weiterzuentwickeln und trotzdem dabei den Kern ihrer Musik nicht zu verlieren. Sie lassen sich weiterhin beim Jammen die Freiheit, sich auszuprobieren und begeistern damit nicht nur uns. Ein Album, welches zwar nicht ganz so leicht daher geflogen kommt wie die älteren, aber dennoch alle Erwartungen übertrifft.