Hätte die britische Musikerin ihr drittes Studioalbum nicht nach nicht selbst benannt hätte es wohl „Bittersweet“ geheißen, sagt sie. Der Song mit diesem Namen ist sowohl der erste, als auch der letzte Song auf dem Album und bildet den Rahmen der Geschichte, die erzählt wird. Und bittersüß ist das beste Wort für das, was in diesen zwölf Liedern steckt. Lianne erzählt eine Liebesgeschichte, von aufblühender Verliebtheit, über Probleme und den verzweifelten Versuch, die Beziehung zu retten, bis hin zu der Erkenntnis, dass man einander nichts mehr zu geben hat. Das letzte Lied ist sowohl ein tragischer Abschied, als auch eine Vergewisserung, dass es weitergeht.

Doch das Album ist noch so viel mehr als nur eine Liebesgeschichte. Lianne La Havas wollte nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Blood“ 2015 eigentlich auf Tour gehen und dann anfangen am nächsten Album zu schreiben. Aber dann kam doch alles anders. Erst nach dem Verlust ihrer Großmutter und Urgroßmutter, dem Tod ihres Mentors Prince (ja, der Prince) und der Trennung von ihrem Partner fand sie die Inspiration für das dritte Album. Vielleicht ist das der Grund, warum dieses Album so viel persönlicher ist als die anderen beiden. Die Lieder sind voller Authentizität und Selbstbewusstsein, ohne sich aufzudrängen.

Dieses Album markiert vielleicht eine Art Neuanfang, denn im Vergleich zu den letzten beiden ist der Sound weniger produziert. An manchen Stellen wirkt es fast, als hätte die Band eine Jamsession im Studio aufgenommen, so viel Dynamik ist in den Liedern zu finden. Anstatt sich auf ein Genre zu konzentrieren mischt sie Folk, Soul und Indie-Elemente. Besonders auffällig ist hier natürlich das Radiohead Cover im Zentrum des Albums. „Weird Fishes“ heißt es und ist seit 2013 im Live-Repertoire Liannes zu finden, jetzt aber das erste Mal aufgenommen worden. In der halben Geschwindigkeit macht sie das Lied zu ihrem eigenen, ohne jedoch das Original zu verleugnen. Ihr Arrangement schafft es, das sehr kühle Lied von Radiohead mit Wärme zu füllen, nicht zuletzt durch Liannes erstaunliche Stimme, die sanft und weich die perfekten Töne trifft. 

Alles in allem hat Lianne La Havas mit ihrem selbstbetitelten dritten Album eine durch und durch gute Platte voll Ehrlichkeit und Authentizität abgeliefert. Die Arrangements und der Live-Sound sind gleichzeitig bodenständig und interessant und verlieren trotz der schweren Themen nicht ihre Leichtigkeit. Um es in einem Wort zu sagen: Das Album ist bittersüß.