Ungefähr ein Jahr lang leben wir alle auf diesem Planeten nun schon mit einer Pandemie und ihren notwendigen Einschränkungen und Veränderungen im täglichen Leben. Ein Ende ist noch nicht so bald in Sicht, was für viele einen gewissen latenten Stress und Unsicherheit mit sich bringt.
“We can’t control anything that happens to us. All we can do is control how we react to what life gives us.” – Ólafur Arnalds
Was passt denn dann besser, als die gewonnene Zeit für eine Entdeckungsreise ins innere Selbst zu nutzen? Das dachte sich vermutlich Ólafur Arnalds, als er nach absolvierter Welttournee und beginnender Pandemie Anfang des Jahres anfing, an seinem neuen Album zu arbeiten. Ursprünglich aus einem abgebrochenen Klassik-Studium kommend, hat der Isländer zunächst schon länger erfolgreich Filmmusik produziert und viele Dinge ausprobiert, darunter das Musizieren mit elektronischen Beats und automatischen Klavieren. Seit einigen Jahren hat er sich nun auch einen Namen in der Neoklassik Szene gemacht, um im gleichen Atemzug wie Nils Frahm oder Agnes Obel genannt zu werden. Offenbar viel Trubel, der auch immer wieder etwas Entschleunigung bedarf.
Das neue Studio des Indie-/Neoklassik-/Electro-Multitalents soll zudem pünktlich vor dem ersten Lockdownim Frühjahr in der restlichen Welt fertig geworden sein – also beste Voraussetzungen für die Verarbeitung seiner bisherigen Lebensphasen und Verletzlichkeit und natürlich für tiefen Fokus. Und den spürt die lauschende Zuhörer•in direkt. Anders als seine vorherigen Soloplatten wie re:member oder die Abkömmlinge seines Techno-Sideprojects Kiasmos schafft die Neue some kind of peace eine extrem ruhige und entschleunigte Atmosphäre. Sie erinnert mehr an Meditationsklänge als an ein durchgeplantes Album, das eine Geschichte erzählen oder eine bestimmte Message rüberbringen will. Aber genau das soll auch so sein. Laut Arnalds selbst ist die Erzählung hinter dem neuen Projekt eben das Nichtvorhandensein der Erzählung.
Er lädt uns alle ein, uns einfach von den weichen Klangschwaden umhüllen zu lassen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Ein bisschen Unterstützung holt sich Arnalds dazu vom britischen Downbeatler Bonobo und leiht sich (sparsam eingesetzt) die atmosphärischen Stimmen der deutschen Sängerin Josin und der Fellow-Isländerin JófríðurÁkadóttir. Instrumental liefert er hier immer wieder sanfte Klaviertupfer, da elegant fließende Melodien, dort gediegene Streicheinheiten und einfach nur genau das, was der Albumtitel auch verspricht.
Also hört rein. Wir wünschen euch viel Glück bei der Reise zu dieser gewissen Art von Frieden.