Popmusik befindet sich in einer Krise. Nicht nur der Niedergang unzähliger diskurmitbestimmender Musikmagazine wie Spex, Intro oder NME legt das nahe, man wird auch den Verdacht nicht los, dass man das alles so oder so ähnlich schon mal gehört hat. Jedes Jahrzehnt, jedes Post-, Nu-,  Neo- und wie sie alle heißen- Konglomerat wurde mittlerweile durchgekaut. Jetzt gerade stehen die 80er mit all ihren Wavefacetten wieder hoch im Kurs, mit Edwin Rosen oder Molchat Doma als ihren Aposteln. Simon Reynolds nennt das „Retromania“.

Nicht Avantgarde und Innovation sind die Schlagwörter, sondern Ironie und Referenz. Die Essener Band International Music scheint das schon in ihrem Namen angelegt zu haben, kein Anspruch auf Singularität und „das hab ich so noch nie gehört“, sondern „geil, das klingt ja wie Velvet Underground und Jesus and Mary Chain und dies und jenes“.

„Puh“ denkt man da, „wieso hör ich dann nicht einfach das Original?“ Weil International Music eben sehr gut darin ist, ihre Einflüsse galant in ihre eigenen Formen zu gießen, denn „all diese großen Namen, all diese Zutaten, helfen nun einmal nichts, wenn man aus ihnen nichts Gescheites zu kochen vermag“ wie mein Kollege Anton vor gut einem Jahr zum Erscheinen ihres langersehnten zweiten Albums „Ententraum“ schrieb.

Wie schon auf ihrem Debüt bleiben Peter Rubel, Pedro Crescenti und Joel Roters ihren sphärischen, psychedelischen Gitarren und Spielereien treu, setzen auf mehrstimmigen Gesang als nebengeordnetes Instrument und schlichtes Schlagzeugspiel. Und eben sehr gutes Songwriting. Auf Ententraum sind die Songstrukturen aber deutlich komplexer und vielfältiger geworden, die Texte sind noch absurder und sinnverweigernder als zuvor. Ein ominöser Geschichtenerzähler spricht Geschichten und Traktate über Enten und „melancholisch-geniale“ Bienen, die das „ursprüngliche Lebensprinzip erfolgreich in ein andauerndes Jetzt übersetzen“. Man findet „Kopf der Band“ in mittlerweile dritter Version, nun auch von Pedro interpretiert, ebenso auf dem Album wie das selbstbezügliche „… Spiel Bass“, das von einer kantigen Bassspur bestimmt wird.

Mit ihrem guten Geschmack (Fakt!), einer gewissen ironischen Erhabenheit und einem tatsächlich selten gewordenen Sprachwitz beweist das Freundetrio nicht nur auf Platte, aber insbesondere Live, wie man auch heute noch Musik machen kann, die auf eigentümliche Weise und trotz oder vielleicht auch durch ihre vielfältigen Bezüge etwas, zumindest in Deutschland, doch etwas recht Eigenes ist.

Wer also Lust auf ein bisschen Rock n Roll hat, sollte sich am Mittwochabend in die Groove Station bewegen und diese wichtige Band bestaunen.

Für die Verlosung einfach eine Mail an Musik@campusradiodresden.de. Die Gewinner werden am Dienstag Abend bekannt gegeben. Wir sehen uns dort!