Europa zu Gast in Sachsen. Europäische Perspektiven junger Regisseur:innen auf den Dresdner Bühnen. Die Stücke, die wir am dritten Tag des Fast Forward Festivals gesehen haben, haben zwei zentrale Gemeinsamkeiten. Beide funktionieren mit einer Leinwand und sie setzen sich mit der Vergangenheit auseinander. Das erste findet mit Video-Mapping einen Zugang zur eigenen Herkunft. Das zweite Stück ist ein Theaterfilm, der sich mit der Vergangenheit eines Staates und dessen Aufarbeitung eines tiefgreifenden Verbrechens auseinandersetzt.

Hört hier unsere Review zu La Fracture von Yasmin Yahiatène und Playing Earl Turner von Laura Andreß und Stefan Schweigert.

La Fracture

Wie kann man sich mit der eigenen Herkunft identifizieren, wenn in der Familie nicht darüber gesprochen wird? In La Fracture versucht Yasmine Yahiatène das Schweigen zu brechen, indem sie sich mit der algerischen Vergangenheit ihres Vaters und seinem resultierenden Alkoholismus auseinandersetzt. Auf einem gemalten Fußballfeld spielt sie mit Erinnerung, Nostalgie und Trauma, während Theater, Videoprojektion und Animation in einer unvergesslichen Mischung aufeinandertreffen.

Playing Earl Turner

Die sogenannten „Döner-Morde“ hielten die deutsche Polizei und Justiz zwischen 2000 und 2006 in Atem – ein rassistisches Motiv wurde vehement ausgeschlossen. Und das trotz bekannter Indizien und V-Männern des Verfassungsschutzes im Netzwerk des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund). Der NSU-Komplex bleibt ein beispielloses Behördenversagen, das bis heute nicht vollständig aufgearbeitet wurde. Auch das Neonazi-Netzwerk „Blood and Honor” und die Turner-Tagebücher spielen eine entscheidende Rolle für den Aufbau der Terrorzentrale um Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.
Playing Earl Turner nimmt sich den NSU-Komplex vor, folgt dem Gerichtsprozess und deckt die Parallelen zum fiktiven Earl Turner auf.

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Eine Review von Sara Booth, Philipp Hechtfisch und Annie Vandalewsky.