Am Samstag, den 18. Februar 2023 öffneten sich im Festspielhaus HELLERAU wieder die Türen für sächsische Künstler:innen beim diesjährigen Bandstand. Das volle Haus konnte ein vielseitiges Pro­gramm erleben, das sich aus unterschiedlichen Musikrichtungen und Performances zusammensetzte. In unserem Interview sprechen wir mit Elisabeth Krefta, die in Elternzeitvertretung für Moritz Lobeck die Projektleitung für Musik und Medien übernimmt und für den diesjährigen Bandstand mit ihren Kolleg:innen das Programm organisierte. Auch das Festival der 31. Dresdner Tage der Zeitgenössischen Musik im kommenden April wird unter ihrer Leitung stattfinden.

Dem Konzertabend vorweg ging ein zweitägiges Songcamp, gefördert vom Musikverlag Oh My Music, in dem neue, junge Musikschaffende aus der Region aufeinander trafen. Neben gegenseitigen Aus­tausch und Vernetzung komponierten sie in der kurzen Zeit brandneue neue Songs, die Samstag am Konzertabend präsentiert wurden. Außerdem brachte der Bandstand auch die Kooperation aus den KREATIVEN SACHSEN und POP IMPULS hervor. Tagsüber kamen Expert:innen der Popmusik sowie Ver­treter:innen diverser Länderbüros intern zusammen und berieten über Organisation und Förderstruk­turen für regionale Musik.

Die vergangene Jahre konnte der Bandstand aufgrund der Coronapandemie leider nur eingeschränkt stattfinden. Als Alternative zu einem Konzertabend in Präsenz unterstützte das Festspielhaus die Künstler:innen beim Musikvideodreh zu ihren neuen Songs. Die Ergebnisse dieser Kooperationen aus 2021/22 wurden im Musikvideochannel parallel zu den Live-Performances präsentiert.

Die lange, unfreiwillige Pandemiepause sorgte dieses Mal, anders als in den Vorjahren, für ein durch­mischtes Programm, das von vollkommenen Newcommer:innen bis hin zu bereits etablierten Acts reichte. Dies sei jedoch, nach Krefta, kein langfristiger Konzeptwechsel des Bandstands, sondern eine Möglichkeit, bei der auch verschobene Kooperationen nachgeholt werden können.

Der Samstagabend begann mit der Songcamp-Präsen­tation, bei der dem Pub­likum eine gelungene Pop-Darbietung und gute Stimmung geboten wurden. Auf diese folgte Running Pine, ein iranisches Duo, bestehend aus Payman Hedayatifar und Sam Eyvaz. Ihre Musik zeichnet sich vor allem durch die Kombination aus elektronischen Beats, Klangspielen und den sanften Vocals aus. Die beiden Künstler sind in Berlin zu Hause ist, aber hatten letzten Herbst bereits eine Residenz in HELLERAU.

Gegenüber in der Lounge gab es parallel Hip-Hop von Flausen & MC Dauerwelle aus Leipzig zu hören, gefolgt von dem Dresdner Rapper Joca. Ein riesiges Highlight des Abends war die Kollaboration im Großen Saal. Der Robotikingenieur Moritz Simon Geist, der sich durch seine selbstgebauten Klanginstallationen bereits einen Namen in der zeitgenössischen, elektronischen Mu­sik gemacht hat, lieferte eine unglaubliche Show mit Portrait XO ab. Sie widmet ihre Arbeit unter An­derem dem Erfor­schen des kreativen Zusammenwirkens von KI und Mensch. Begleitet wurden beide von der gebürtigen Pirnaerin Katharina Lattke, dessen Talent am Schlagzeug unglaublich gut mit ihrem Werk harmonierte.

Ein Kontrast zum Konzertprogramm bildete die 6-Kanal Klanginstallation „The Ritual Within“ von Christine Börsch-Supan. Vorstellungsort ihrer Performance war ein dunklen Raum mit weichen Kissen, der rundum mit Lautsprechern ausgestattet war. Nachdem es sich das Publikum gemütlich gemacht hatte und zur Ruhe kam, nahm die Künstlerin ihre Stimme mit einem Mikrofon auf und fing an, sie aus verschiedenen Richtungen abzuspielen. Teil dieser Klangcollage zu sein, war eine außergewöhnliche Erfahrung, in die man für ein paar Minuten komplett eingesunken ist. Sie rundete das Programm des diesjährigen Bandstands ab und war ein gelungener Abschluss nach einem Konzertabend voller neuer, musikalischer Eindrücke.