Freitag, Punkt 11:30- Die Vegane Fleischerei Dresden am Alaunpark öffnet ihre Ladentüre. Schon jetzt herrscht reger Betrieb. Erste Kund:innen lassen sich von den Mitarbeitenden in hipper Lederoptik-Schürze beraten. Welcher Käse ist wohl der würzigste? Wir sind allerdings nicht zum Snacken hier, sondern zum Schnacken. Mit Nils Steiger (28), einem der Gründer und Geschäftsführenden wollen wir sprechen über vegane Lebensmittel, lustige Produktnamen und über Hype und Hate im Netz. Denn obwohl der Laden eher klein, fast ein wenig unscheinbar erscheint, sorgte er in den vergangenen Wochen für umso größere mediale Aufmerksamkeit. Auch rund zwei Monate nach Eröffnung und dem Abebben des Schlagzeilengewitters scheint die Vegane Fleischerei für die Menschen vor Ort nicht an Attraktivität verloren zu haben. Das liegt vermutlich nicht nur an der ausführlichen und freundlichen Beratung, sondern vor allem am aufgefallenen Sortiment des Ladens. Hier gibt es nämlich nur vegane Produkte, auch solche, die in Supermärkten meist nicht zu finden sind – und wenn, dann zumindest nicht in der Qualität wie hier.

Wir arbeiten rein natürlich. Der Koch von uns hat es mal ganz gut gesagt. Er ist kein Chemiker, sondern Koch. Das heißt, er kann auch nur das machen, was er kann- also kochen.

Nils Steiger, Gründer und Geschäftsführer Vegane Fleischerei

 

Dass die gesamte Aufmachung des Ladens bewusst an eine konventionelle Fleischerei erinnert, stößt auch auf teils heftigen Gegenwind. Das Echo in Kommentarspalten von Zeitungen, sozialen Netzwerken und dem E-Mail Postfach der Veganen Fleischerei war riesig. Neben positivem Feedback gab es zunächst vor allem Empörung, Wut und sogar Morddrohungen.

Wir wussten, dass Kritik kommen würde, alles cool […]. Ich geh´ja nicht durch die Stadt und schlage den Leuten die Bratwurst aus der Hand […]. Wir wussten auch, dass Hass kommt, aber nicht in der Form. Es ist ja trotzdem nicht geil, wenn jemand sagt “Ey, du wirst aufgeknüpft!”.

Nils Steiger, Gründer und Geschäftsführer Vegane Fleischerei

 

 

Ein Beitrag von Marco Muß und Victoria Hasenclever