Der Beatpol-Dresden e.V. ist seit 1990 ein Veranstaltungsort für Live-Konzerte und hat neben einem breiten Spektrum an verschiedenen Musikbands vor allem Alternative- und Indiemusiker:Innen zu Gast. Das von farbenfrohen Plakaten vergangener Konzerte geschmückte Treppenhaus führt zu dem bezauberndem Saal, dessen Decke mit goldenem Stuck verziert ist. In ihrer Mitte baumelt eine glit­zernde Diskokugel. Nach vierjähriger Pandemiepause kehrte mit vollem Erfolg das Polimagie Festival in das Haus zurück.

Festivalposter Polimagie Festival

Polimagie Festival 2023

Die Liebe zur Musik

Bei dem Festival ist eine große Bandbreite von Genres bedient worden und wir haben Carsten gefragt, ob er bei der Planung besonders darauf achte. Dies hat er ganz klar bejaht: „Ge­nau das ist die Schwierigkeit, aber dieses Jahr hat es wirklich super geklappt.“ Ihm sei es sehr wichtig, dass das Polimagie Festival eine Veranstaltung ist, bei der das Interesse für Musik im Mittelpunkt stehe. Unser persönlicher Eindruck bestätigt das. Den Besucher:Innen konnte man den Spaß an der Musik und beim Tanzen in ausgelassener Atmosphäre im vollen Haus ansehen. Wir hatten das Gefühl, dass alle aufeinander geachtet haben, sowohl in den vordersten Reihen wie auch in den Moshpits.

De Staat | Fotos: Josefine Lampen

Was gehört alles zur Organisation eines Festivals?

“Man muss sicherlich schon ein Jahr vorher mit der Planung beginnen, richtig?”
Bei dieser Frage schmun­zelt Carsten und verrät, dass er bereits die Zusage einer Band für den kommenden Frühling hat. Die Zusammenstellung des Line-Ups werde neben persönlichen Wünschen vor allem auch durch Zufall, Kooperation mit Agenturen sowie der Höhe von Gagen bestimmt. Einige Gagen in der Musikbranche hätten sich seit der Pandemie sogar verdoppelt. Ebenfalls um einiges teurer seien Fly-Ins geworden, bei denen Bands extra aus dem Ausland für eine Veranstaltung eingeflogen werden, sowie Kosten für das Mieten von Veranstaltungstechnik, Equipment und Nightlinern. Vor allem kleine Künstler:Innen seien schnell an Board, da Festivals oft ein Sprungbrett auf dem Weg zum Aufbauen einer eignen Fan­base für sie sind.

Wie sieht es mit Geschlechtergerechtigkeit aus?

Warum sind eigentlich so wenig Frauen auf der Bühne?  Mit nur ungefähr einem Fünftel aller Künstler: Innen waren sie ganz klar in der Minderheit vertreten. Wir hakten bei Carsten nach, ob es schwierig sei, die Frauenquote auf der Bühne nach oben zu bekommen. Für ihn sei das Thema auf jeden Fall präsent, jedoch verwies er auf den Zufall, die Beliebtheit und die Erreichbarkeit der Acts, die die Zu­sammensetzung des Line-Ups letztendlich beeinflussen würden. So spielten 2019 in der letzten Aus­gabe des Festivals sogar mehrheitlich Frauen, weil es sich am Ende des Planungsprozesses so ergeben habe. „Beim Anfragen der Acts entscheidet für mich nicht das Geschlecht, sondern ob ich ihre Musik gut oder schlecht finde,“ antwortete Carsten. Was ihm wirklich öfter negativ in der Eventbranche auf­fällt, sei das hinter den Kulissen meist Männer in leitenden Positionen stünden, während Frauen die Assistenzstellen besetzen.

Uche Yara | Foto: Josefine Lampen

Unsere persönlichen Highlights

Carsten habe fast alle Acts als sehr gut empfunden: „Die meisten Acts kannte ich bereits vor dem Festival.“ Positiv überrascht war er vom „Lokalmattador“ Shelterboy aus Dresden gewesen. Auch Warhaus, das Solo-Projekt des Frontmanns Maarten Devoldere der Band Balthazar, hat er als sehr stark empfunden. „Wäre er kein Belgier, sondern aus einem größeren Land, wäre er schon ein Weltstar.“ Eines unser Highlights aus den fünf Tagen war Uche Yara, die uns mit ihrer kreativen und leidenschaftlichen Art Musik zu machen, in ihren Bann gezogen hat. Die niederländische Alternative-Rock-Band De Staat war für uns der Höhepunkt des Festivals. Mit ihrer Performance schafften sie es, eine aufregende Nähe zwischen dem bebenden Publikum und ihnen, als Künstler auf der Bühne, her­zustellen.

Im Großen und Ganzen war für uns das Polimagie Festival ein Musikgenuss. Jede Nacht verließen wir den Saal, begeistert von einem Mix aus für uns völlig neuen, sowie bereits bekannten Bands. Wir finden: ein gelungener Start in die Festivalsaison, den wir nächstes Jahr auf keinen Fall verpassen möchten. Falls ihr euch nicht bis nächstes Jahr gedulden wollt, das Beatpol zu besuchen, können wir euch empfehlen, das Programm für die kommenden Monate auszuchecken. Unter anderem kann man sich auf The Subways, Buntspecht und Fortuna Ehrenfeld freuen. Weitere Informationen findet ihr hier: programme – Beatpol

 

Shelter Boy | Fotos: Josefine Lampen

 Ein Text von Josefine Lampen und Laura Slapa