Was heute Preoccupations sind, waren vor gut einem Jahr noch Viet Cong. Ein Name der viele Probleme mit sich zog. Für viele ist der Bandname mehr als unpassend. Eine kanadische Band, die sich nach einer vietnamesischen Terrorgruppe benennt, ist zu viel.
2014 brachten Viet Cong offiziell ihre erste EP Mexican Summer heraus und bekamen zu diesem Zeitpunkt schon erste Kritik für ihren Namen. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt, wurde dies nicht besser. Als schließlich Promoter anfingen gebuchte Konzerte abzusagen und es zudem zu kleineren Protesten auf Konzerten kam, beschlossen Viet Cong ihren Namen zu ändern. Viet Cong haben Namensvorschläge von Fans, Freunden und Protestierenden angenommen. Letztendlich hat Chad VanGaalen, ein Freund der Band, eine Liste mit Bandnamen vorgelegt. Aus dieser stießen eine Handvoll Namen heraus, doch Preoccupations war der einzige, der noch nicht vergeben war.
Mit neuem Namen und abklingenden Wogen begannen Preoccupations an der neuen LP zu arbeiten. Wo es vorher turbulent in der Presse umherging, gab es nun bandintern große Umbrüche. Die Band hat sich aus der kleinen kanadischen Stadt Calgary über mehrere Städte verstreut, Beziehungen sind zerbrochen und Musik ist für die Band zum Beruf geworden.
It was busy. It was hectic. It was getting a lot of attention both positive and negative. They both affect you emotionally. I don’t know if that’s going to come out in the new record so much. It’s tough to explain. The sound of it is more optimistic, but maybe lyrically darker than the last one.
Mit dem neuen Bandnamen ist auch der Druck abgefallen Erwartungen von Fans zu erfüllen und alten Gewohnheiten treu zu bleiben. Viet Cong konnten sich als Band neu Gründen, ohne Mitglieder zu tauschen. Zwar wurde dadurch frischer Wind in die Band gebracht, dennoch sind sich Preoccupations treu geblieben. Es bleibt düster und bedrückend, doch hat sich der Sound etwas geändert. Wo auf Viet Cong verzerrte Gitarren und Noise zu hören waren, haben Synthesizer und Keyboards Einzug erhalten und öffnen den Klang von einem harten zu einem sphärischeren dunklen Sound.
Der Öffner des Albums “Anxiety” gibt einen guten Einblick in Preoccupations. Der Track beginnt mit einem sehr sphärischen einminütigen Intro, in welchem Synthesizer und Gitarren gleichermaßen eine wabernde Klangkulisse schaffen. Ein gleichbleibender Synthesizer-Ton surrt einsam immer lauter, bis dieser mit dem Einsatz der restlichen Instrumente schlagartig einem dunklen dröhnenden Basslauf wird, während der Rest der langsam ausklingt, und somit als einziges Überbleibsel durch diese neue, düstere Welt führt. Einziger Lichtpunkt ist ein kurzes helles Synthesizer-Riff, welches so unwirklich scheint, als dass es nur eine Einbildung sein kann, um sich vor der all umschließenden Dunkelheit zu schützen. Ein Wunsch nach einem Licht in der Dunkelheit, das einen aus eben dieser leitet. Ähnlich verhält sich das ganze Album.
“Monotony”, der zweite Track des Albums, lässt einen mit der ersten Akkordfolge in einem melancholischen Zustand gleiten, aus dem man nicht mehr ausbrechen kann. “Monotony” leitet direkt in den dritten Track “Zodiac” über. Dieser wird zunehmend beklemmend. Letztendlich lässt er einen ohne eine Auflösung zurück und man ist dem Elfminüter “Memory” ausgeliefert. Der Track lässt sich insgesamt dreiteilen. Er beginnt leicht melancholisch, klingt dann aus, um noch einmal das Tempo anzuheben. Dabei klingt er zwar optimistisch, behält aber besonders durch den Text seine melancholische Note. Schließlich klingt er in einem fast sechs minütigen Outro langsam aus. “Memory” erinnert dabei, an ein Feuer, das nachdem es nochmals hell aufgelodert ist, langsam vor sich hin glimmt, bis nichts mehr von ihm übrig ist. “Degraded” drückt einen langsam aber stetig wieder in eine Ecke, aus der es kein Entkommen gibt. Besonders gegen Ende des Tracks ist man zwischen Flegels Stimme, dem Basslauf und Schlagzeug gefangen. In der Entfernung kreischen Synthesiser und Gitarre.
Darauf folgen “Sense” und “Forbidden”. Beides mehr Skizzen als fertige Songs. Eine reine Keyboard Fassung “Sense” ist ein Hidden Track auf der Mexican Summer EP, nun hat hier seinen richtigen Platz bekommen. “Forbidden” hingegen hat viele Phasen durchlaufen. Er sollte eigentlich das Intro eines anderen Songs werden. Schließlich ist aus Teilen von “Forbidden” “Zodiac” entstanden. Doch ist Preoccupations der Rest von “Forbidden” zu wichtig, als dass er keinen Platz auf dem Album finden sollte. Beide Tracks sind langsam, doch vor allem “Forbidden” ist besonders. Durch den triolisch betonten Gesang Flegels und die Synthesizer bekommt “Forbidden” ein Walzergefühl und lädt zum mitwanken ein. Ein trauriger Walzer, der mit einem Bruch in ein energisches Outro führt, welches sofort wieder ausgeblendet wird. Diese energetische Stimmung wird von “Stimulation” aufgenommen und weitergeführt. Ganz, als wollten Preoccupations diesen Moment der Ruhe und Melancholie nicht zulassen und ihn mit Energie überspielen, wodurch “Stimulation” ein verzweifeltes Gefühl vermittelt.
“Fever”, der letzte Track des Albums, beginnt sehr synthetisch. Jedoch verlieren die Synthesizer zunehmend an Stärke, bis sie wieder eine Hintergrundrolle spielen. Gleichzeitig löst sich der Track langsam auf, während Flegel den Refrain beinahe gebetsartig wiederholt. Zuletzt sind nur noch er und der Synthesizer zu hören, bis sie bei nacheinander ausgeblendet werden.
you´re not scared
you´re not scared
carry your fever away from here
Preoccupations ist mit ihrem zweiten Debüt definitiv ein Anschluss an ihr erstes Album gelungen. Sie haben es wieder geschafft einen in ihre düstere Welt zu ziehen. Auf Preoccupations haben sie ihren brachialen Gitarrensound etwas geöffnet und damit Platz geschaffen, um neue Wege auszuprobieren. Vielleicht sollte es in der Musikwelt doch die ein oder andere Kontroverse mehr geben, damit Musikern der Raum gegeben wird sich neu entdecken zu können. Halb im Scherz könnten sich Preoccupations auch damit anfreunden für jedes Album einen Neustart hinzulegen.
I really do like self-titled albums a lot, so it was kind of exciting to have another chance to have a self-titled album. To the point that we even thought about just changing our band name again for the next record. And then just keep releasing self-titled records under a different band name every time, which I would be fully into.