Die Ankunft mit dem Bus aus Danzig erfolgte in Königsberg gegen 21 Uhr. Bereits im Vorhinein war uns klar, dass das Auffinden des Hostels (bzw. eher der Unterkunft) eine erste Herausforderung darstellen würde. Diese E-Mail von der Gastgeberin erreichte uns nämlich am Tag zuvor:

„Guten Tag. Wir sind an der 17 Kalinin Bereich Wohnung 1. Eingang vom Hof entfernt Laterne rote Tür beleuchtet wird. Kennwort K1***33 Tür. Die zweite Etage Tür auf der linken Seite. Wir warten auf Sie. Anastasia.“

Vom Busbahnhof aus war das Haus in wenigen Minuten Gehzeit erreicht. Bei der erstbesten Tür im dunklen Hinterhof eines mehrstöckigen Hauses funktionierte der Code jedoch nicht, wir wurden aber direkt von einem Gleichaltrigen auf gebrochenem Englisch angesprochen und zur richtigen Tür gelotst. Im ersten Stock des Treppenhauses war die Wohnung – von Hostel kann man wirklich nicht sprechen. Auch Schilder außerhalb der Wohnung waren keine angebracht, sodass alles etwas illegal wirkte. In der 3-Zimmer-Wohnung wurde uns ein Zimmer zugewiesen, in dem dicht gedrängt 3 Doppelstockbetten und ein kleines Klappsofa standen, auf dem die ebenfalls etwa gleichaltrige Gastgeberin Anastasia schlafen würde, was wir anfangs für einen schlechten Scherz hielten.

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Anastasia konnte nicht ein Wort Englisch, sodass die Kommunikation mit Google Translate und Händen/Füßen erfolgte. So konnte sie uns wenigstens mitteilen, dass wir gefälligst ruhig zu sein haben, wenn sie am Computer einen Film schaut, ihr nicht im Weg rumstehen sollen und das Geschirr fürs extra bezahlte Frühstück selbst abzuwaschen haben. Die Bewertung von 8,3 (von 10) auf einem Buchungsportal konnten wir keinesfalls nachvollziehen.

Aber nicht nur Anastasia hat unseren Aufenthalt in Königsberg besonders gemacht: Die Universität empfing uns und zeigte uns ihre Labore, in denen Straßenbeläge getestet werden. Währenddessen kam der Direktor der Uni wutentbrannt ins Labor und blaffte die Uni-Mitarbeiter an, warum dem Besuch aus Dresden nicht zuallererst der Direktor der Uni und dann das Labor vorgestellt wurde. Anschließend besichtigten wir den Luftfahrtbereich der Uni, wo im Hof eine nach einer Bruchlandung ausrangierte Boeing 737-300 zur Ausbildung von Flugbegleitpersonal stand.

Den Nachmittag verbrachten wir bei einem lockeren Gesprächstermin mit dem Leiter der Vertretung der Handelskammer Hamburg. Wir sprachen über die politische Situation in Russland und der Ukraine und über den Handel zwischen Russland und Deutschland.

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Dem gemeinen Straßenbahnenthusiasten dürften bei Anblick des Netzes in Königsberg die Tränen kommen: Ein Großteil der Schienen ist zwar noch vorhanden, aber stillgelegt. Noch zwei Linien sind im Netz verblieben, welches sich in sehr schlechtem Zustand befindet. Straßenbahnen werden ständig von schnelleren alten Stadtbussen mit deutscher Vergangenheit, sowie O-Bussen überholt. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis dort gar keine Straßenbahnlinie mehr verkehrt.