Dass hiesig-sprachige Musik nicht erst mit dem Aufkommen von (durchaus berechtigten) Kritikerlieblingen wie Human Abfall, Die Nerven, Messer, Klaus Johann Grobe und  Co. wieder an in dieser Strahlkraft längst vergangen geglaubte Glanzpunkte, wie sie einst im Rahmen der Neuen Deutschen Welle und Hamburger Schule aufschimmerten, anknüpfen konnte, lässt sich am stichhaltigsten durch die Diskographie Jens Friebes belegen. Nicht nur der im vergangenen November erschienene Neuling Fuck Penetration überzeugt durch die Simultanität von ausgewiesener Popaffinität und Kratzigkeit, auch eine Revue durch das Friebesche Gesamtwerk lohnt uneingeschränkt und fängt eine beeindruckend hintergründige Catchyness ein. Denn selbst die stürmischsten und umgarnendsten Melodien machen es sich nie zu einfach und lassen die geneigte Hörerschaft beständig die Präsenz eines nicht von dieser Beschwingtheit zu trennenden Dahinter wittern.

Die erfrischendste Komponente dieses ästhetischen Modus’ einer sich recht ungebrochen gerierenden Popsensibilität besteht wohl vor allem in der prägnanten Rolle, die das urdeutsche Kulturgut Schlager – unter dem Gesichtspunkt der Zeichenumwendung – einnimmt. Friebes Popentwurf lebt von seinem Bekennen zu verbrämten Kategorien wie Sehnsucht sowie aus Subkulturperspektive unreinen Sounds und hebt sich dabei vom oft elitaristisch eingeübten Authentizitäts- und Substanzfetisch und der damit einhergehenden Präsentationsform des hyperseriösen Lamentos im Betroffenheitschic ab. Dieser Ansatz mag nicht neu sein, ist aber weit mehr als bloße Kopie, denn hinter Friebes Popperlen steckt mehr, als einfacher Ausdruck einer Scheinaffirmation zu sein, wie er insbesondere die NDW prägte; vielmehr zeichnen sich seine Alben und Songs durch zahlreiche kleine Risse und verwischten Grenzlinien aus und transportieren Aufrichtigkeit, ohne in heiligen Ernst umzuschlagen oder schlicht bürgerlich-moderne Kulturschismen in anderem Gewand zu verlängern.

Auch eine Live-Konzert von Jens Friebe lässt nichts vermissen, es wird also dringendst geraten, an unserer Verlosung für das Konzert am 24.01.2019 im Ilses Erika zu Leipzig teilzunehmen und 1×2 Freikarten zu gewinnen. Schreibt uns einfach eine Mail mit eurem Namen und dem Betreff “Ist doch egal jetzt mit dem Auto erstmal” an gluecksfee@campusradiodresden.de. Viel Erfolg!