Sizarr waren fraglos eine tolle Band; und wenngleich es nach ihrem Exitus anstand, zerschellte Fanherzlein mit reichlich Uhu Extra Kraft wieder herzurichten, so stellt sich hinterheristmanimmerschlauermäßig doch heraus, dass es eigentlich gar keinen richtigen Grund für Melancholia & Pein gab: Wer das Geschehen im Sizarrschen Nachleben aufmerksam verfolgt, hat festgestellt, dass nicht nur die geschaffenen Alben bestehen bleiben, sondern auch und viel wichtiger, dass das Ausdrucksvermögen der beteiligten Protagonisten im Format der auf Catchyness geeichten Indietronica ohnehin nicht dauerhaft kanalisiert werden konnte. Nach P.A. Hülsenbecks Garden of Stone folgte unter augenzwinkernd-inversem Alias im Februar also mit Love Is auch das erste Soloalbum von Sänger Fabian Altstötter.

Und gerade dieses Love Is fordert formsprachliche Setzungen zeitgenössischer Popmusik heraus: Obwohl inhaltlich vor allem Epitaph für eine zerbrochene Beziehung und somit trotz aller persönlicher Spannkraft und Bildgewalt unter dem Strich eher ein konventionsgetreuer Griff ins Pop-Motivrepertoire, erreicht das Album insbesondere auf musikalischer Ebene einen beachtlichen Alleinstellungswert. Das nimmt seinen Ausgang über die weihevolle, vielbeschworene scottwalkersche Stimmexpressivität als offensichtlichstem Bruch mit dem Tradierten und vollendet sich noch nachdrücklicher im mit Samt ausgelegten Chamber-Post-Pop, dessen Hauchzärte nicht nur die Schwere von Altstötters Stimme, sondern auch die Last der Existenz aufzuliegen scheint. Schon der Auftakt “Silence” beschwört so eine seit Talk Talk selten in derarter Stimmigkeit vorgetragene Erhabenheit, während die schummrigen und ins todesballadeske Songgewebe wuchernden Gitarren in “In Too Deep” bereits anzeigen, dass Love Is sich nicht nur in gravitätisch-kahler Andacht ergeht und bei aller Referentialität das Eigene zu markieren versteht. Denn vorhersehbar ist auf Jungstötters Debüt gerade durch pointierte noisige Reizpunkte wenig: In “Sally Ran” stört eine aufmüpfige Gitarre das aufgeräumte Geschehen  auf, der Titelsong gerät nach verhältnismäßig hüpfendem Beginn plötzlich und unpassend gekleidet in droniges Unwetter und “Systems” zerbricht dank einer unangekündigten
Lärmattacke unvermittelt in der Mitte.

Gemäldehaft wie eine Seerose im nächtlichen Mondschein trieb Love Is im Februar heran. Wer sich nun auch live von den stimmungsvollen Qualitäten von Love Is überzeugen will, bekommt bei uns die Gelegenheit: Wir verlosen 1×2 Freikarten für das Konzert am 7.3. im UT Connewitz zu Leipzig. Schicke einfach deinen Namen und den Betreff “midlife” an gluecksfee@campusradiodresden.de. Viel Glück!