Gehypte Newcomerin

Bereits vor der Veröffentlichung ihrer ersten Langspielplatte war die junge Engländerin in aller Munde, denn schon 2018 veröffentlichte Arlo Parks ihre erste Single Cola, die bei ihren Hörer·innen für große Begeisterung und Faszination sorgte. Sogar Billie Eilish und die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama, bezeichnen sich inzwischen als große Arlo Parks Fans. Und das kommt nicht von ungefähr. Denn in ihrer Musik begegnet man der Künstlerin als stilvolle und selbstbewusste Frau mit Wiedererkennungswert.
 
Anaïs Oluwatoyin Estelle Marinho wurde 2000 in Hammersmith, London, geboren und hat nigerianische, tschadische und französische Wurzeln. Bereits als Teenagerin schrieb sie Kurzgeschichten, erschuf Traumwelten, um zu sich so ein wenig mehr selbst zu finden. Irgendwann wurden diese Geschichten zu Songs.

I’m a black kid who can’t dance for shit, listens to emo music and currently has a crush on some girl in my Spanish class.
– Arlo Parks

Im Jahr 2018 begann die musikalische Erfolgsreise der Britin. Sie entschied sich dazu, Demoaufnahmen auf der Plattform BBC Music Introducing hochzuladen und wurde dadurch entdeckt und bekannt. Bereits zwei Jahre später, letztes Jahr im Februar, sollte es auf Tour gehen. Doch leider wurden diese Pläne durch die Pandemie zerworfen. Trotzdem ist seitdem einiges passiert. Neue Songs wurden veröffentlicht und endlich auch das Debütalbum.

Poetin der Gen Z

Das Herz des Albums liegt in seinen Texten, die im Kontrast zum sonnig leichten Sound von schweren Themen des Lebens erzählen. Unglückliche Liebe, Schmerz und Depressionen werden in Arlo Parks’ Texten poetisch verarbeitet. Sie erzählt in ihren Liedern Geschichten aus ihrem eigenen Leben und Umfeld, dem sie mit verschiedenen Namen Leben einhaucht.
So singt sie beispielsweise von dem verzweifelten Versuch, den „Schwarzen Hund“ aus dem Leben ihres Freundes zu vertreiben:

Let’s go to the corner store and buy some fruit
I would do anything to get you out your room
– Zeilen aus dem Song Black Dog

Sie beschreibt Streit in Beziehungen, zum einen von innen in Songs wie Too Good und Just Go und als außenstehende Beobachterin im Song Caroline.

Im Song Eugene erzählt sie von ihrer unerwiderten Verliebtheit in ihre beste Freundin in der Schule, die ihrerseits in einen männlichen Mitschüler verliebt ist. Arlo Parks ist generell sehr offen über ihren eigene Bisexualität, daher ist es nicht verwunderlich, dass auch diesen Thema seinen Platz in diesem sehr intimen Album findet.
Das Wichtigste an den Texten ist jedoch, dass der beschriebene Schmerz nicht einfach stehen gelassen wird. Stattdessen ermuntert Arlo Parks zur Hoffnung. Sie erinnert daran, dass Schmerz vorbei geht und man nicht allein ist. Diese Erinnerung sorgt dafür, dass die Hörer·innen am Ende des Albums trotz der schweren Texte keine schlechte Laune mitnehmen, sondern auf einer positiven Note enden.

I know you can’t let go of anything at the moment
Just know it would hurt so, won’t hurt so much forever
– Zeilen aus dem Song Hurt

Lofi-Hip-Hop-Sound zum Mitnicken

Musikalisch bewegt sich Arlo zwischen Lo-Fi Klängen, Hip-Hop Beats und Indie-Folk. Beigebracht hat sich die Londonerin das Beatbauen selbst. Wie fast jeder Bedroom Künstler bastelt Arlo ihre Songs in Garage Band zusammen, spielt dazu was mit ihrer Folkgitarre ein und singt mit ihrer sanften Stimme darüber. Auch ihr Debütalbum hat sie nur mit einem weiteren Kumpel in einer Airbnb-Wohnung produziert. In professionellen Studios fühle sie sich einfach nicht wohl.
Der Songs klingen trotz oder gerade wegen der tiefgreifenden Themen leicht, kuschelig und sanft – Klassischer Bedroom Pop eben. Oftmals greift die Sängerin in die Layering-Kiste und lässt ihre Stimme mehrmals übereinander singen, was für ein noch wohligeres Gefühl sorgt. Arlo wiegt uns mit den Melodien in ihren Armen und erzählt uns dabei, dass alles wieder okay wird. Klänge, die nach Frühlingssonnenstrahlen anstatt düsteren Wolken klingen. Insgesamt recht schön anzuhören, aber vom Hocker reißen einen die zusammengebauten chill-and-study Beats nicht.

Hochjubeln erlaubt?

Auch wenn Collapsed in Sunbeams musikalisch keine Offenbarung ist und dafür nicht in Erinnerung bleiben wird, besticht dieses Album mit seinen lyrischen Seiten. Wer lockere, entspannte Musik, ausgefeilte Texte und bisschen mehr Tiefgang mag, ist hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Sicher ist aber, dass Arlo Parks sich mit ihrer Debüt-LP weiter in die Aufmerksamkeit der Musikanbieter gespielt hat (Apple Music, Amazon Music, Spotify, Youtube haben exklusive Auftritte mit Arlo produziert) und auch in den nächsten Jahren fester Bestandteil der dortigen Indie-Playlisten sein wird. Bei uns schaffen es einige Songs auch in unsere Mood-Playlisten und weisen uns somit immer mal wieder daraufhin, dass es bestimmt bald wieder besser werden wird.

Artikel von Alma, Peggy & Michel