Was man von diesem Mann, und damit unweigerlich einhergehend, von dieser Band halten soll, ist eine wohl auch in den späteren Geschichtsbüchern nicht endgültig abzuschließende Frage. Unbestritten ihre legacy als Live-Alleszermalmer, von Ihren von Hörstürzen bis zu abrupten Kotzanfällen der Besucher*innen begleiteten Konzerten in den 80er-Jahre Industrial- und No-Wave-Szene Schuppen New Yorks bis zu Ihrem justen Doch-nicht-Ende. Ihrer (oder seiner) Neuerfindung in den 10er-Jahren mit einem abendfüllenden Album nach dem anderen, aber auch unschönen Me-too-Vorwürfen und einer ebenso eher peinlichen, religiös-kitschigen, heiligenverschleiernden, aber letztlich doch empfehlenswerten Doku, die manch einen Kritiker zur Rede von “narzisstischer Chauvi-Mucke” verleitet.
An all das denkt man, bevor man ein Swans-Konzert besucht. Auch an Ohrenschutz und eine vielleicht drohende Erweckung. Mit diesem neuen Album verändert sich abermals die Tonlage. Pathos, Gräuel, Hässlichkeit, Entfremdung und Einsamkeit gehörten schon immer zu den präferierten Themen der Männertruppe.
Aber irgendwann kommt ein Alter, da werden Fragen nach Tod und dem definiten Ende nicht mehr nur ein theoretisches Gedankenkonstrukt, sondern himmelschreiende, unerhörte Realität (oder zumindest: eine Gefahr). Wer Michael Gira auf Instagram folgt, weiß, dass er sich literarisch und filmisch umfassend auf diese Unausweichlichkeiten vorbereitet und in seiner Musik vermutlich dann auch verwurstet.
“The Beggar” hört sich nun wie ein Abschiedsbrief an, Highlight “Michael is Done” trägt es schon selbstreferenziell-bedeutungsschwanger im Titel. Am Montag machen sie nun noch einmal Halt im Dresdner Beatpol, möglicherweise das letzte Mal? Wir wissen es nicht, das letzte Mal ist aber ohnehin schon ein Weilchen her und ein Besuch schadet (bei ausreichend Hörschutz) so oder so nicht. Denn begleitet werden sie überdies von der schwedischen experimentellen Ambient-Künstlerin MARIA W HORN, die schon für sich einen eigenen Abend verdient hätte. Auch, wenn in beiden Fällen sanftere Saiten angeschlagen werden, empfiehlt Beatpol-Chef Carsten dennoch: “Ohrenschutz nicht vergessen ;)”.