Die erste Nachtzugfahrt auf unserer Reise hat uns in die russische Hauptstadt gebracht. Obwohl wir im Platskartny, einem Liegewagen mit 54 Betten in offenen Abteilen, gereist sind, war es sehr ruhig und wir konnten gut schlafen. Die zeitige Ankunft um kurz nach sechs Uhr hat unsere Nachtruhe allerdings viel zu früh beendet.
Wie schon in Riga hatten wir auch in Moskau ein wenig Pech mit dem Hostel. Nach mehrmaligem Klingeln und einem Anruf hat uns eine junge, sehr verschlafene Dame eröffnet, dass das Hostel seit kurzem nicht mehr in Betrieb ist. Anders als in Riga ließen die Räumlichkeiten aber darauf schließen, dass dort tatsächlich gerade ein Hostel geschlossen worden ist. Die Dame hatte sogar Räume in einem einfachen Hotel im gleichen Haus reserviert, für die wir dort bei Bezug der Zimmer am Nachmittag den gleichen Betrag wie gebucht bezahlt haben. Sterne hat das Hotel zwar nicht besessen, aber eine klare Arbeitsteilung zwischen den Angestellten: Da das Zimmermädchen verhindert war und das Beziehen der Betten nicht zum Aufgabenbereich des Rezeptionisten gehört, durften wir als Gäste das übernehmen.
Von den erneuten Schwierigkeiten mit dem Hostel haben wir uns allerdings nicht die Lust nehmen lassen, Moskau zu erkunden. Nach einem ausgedehnten Frühstück in einem Café haben wir uns zunächst zum Roten Platz begeben. Er ist kleiner als aus Bildern und Filmaufnahmen erwartet, aber dennoch sehr eindrucksvoll. Während ein Teil der Gruppe das Lenin-Mausoleum besucht hat, in dem seine Leiche gegen seinen Willen aufgebahrt wird, ist der Rest der Gruppe um die Kreml-Anlagen spaziert. Wegen eines Marathons waren die vielspurigen Straßen rund um den Kreml vom Autoverkehr befreit und somit angenehm ruhig.
Nach dem Bezug der Hotelzimmer haben wir den Kreml besichtigt. In der Anlage gibt es einige Straßen für die Zufahrt zu den dortigen Regierungsgebäuden und zahlreiche Polizisten wachen darüber, dass kein Tourist die Gehsteige oder die Zebrastreifen verlässt. Wer dagegen verstößt, wird mit energischem Pfeifen auf die Fußgängerbereiche zurückgetrieben. Ob härtere Maßnahmen ergriffen werden, wenn jemand nicht in die erlaubten Bereiche zurückkehrt, konnten wir leider nicht beobachten.
Am nächsten Tag hatten wir einen Termin in der deutschen Botschaft. Sabine Tusk, Leiterin des Referats Verkehr, und Ellen von Zitzewitz aus dem Referat Energie haben uns empfangen und zunächst die Aufgaben einer Botschaft allgemein und ihrer Referate im Speziellen vorgestellt. Anschließend haben wir mit ihnen aktuelle Themen der russischen Politik und der deutsch-russischen Beziehungen, insbesondere Verkehrs- und Energiethemen, diskutiert.
Nach diesem interessanten Termin haben wir noch die gerade neu eröffnete S-Bahn-Ringlinie ausprobiert, bevor wir nach einem Restaurantbesuch in den Nachtzug zum Ziel unserer Reise, Samara, eingestiegen sind.