Algiers ist eine Band, die aus den ansonsten so fremd scheinenden Genres Post-Punk und Gospel einen Molotov-Cocktail mixt, den sie dem Establishment mit voller Kraft ins Gesicht schleudern. Die Band aus Atlanta, Georgia greift dabei auf kraftvolle Lyrik mit schier unerschöpflichen Referenzen zurück und verpackt dies in aggressive, energiegeladene und konventionslose Musik.

Dabei steht die Stadt Algier als Namensgeber bereits für einen Symbolismus aus systemischer Unterdrückung und blutigen Konflikten, welche letztendlich aber auf politischer Ebene das endgültige Ende der Kolonialzeit einläuteten. Für diese Gerechtigkeit und das Ende der Repressionen auf staatlicher Basis kämpften auch bürgerliche Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre oder der algerisch-stämmige Albert Camus. Doch die blutige Revolution ist kein Mittel der Befreiung, sie schafft nur weiteren Hass und setzt an die Stelle der alten Tyrannen einfach neue, welche ihre Gerechtigkeit durchsetzen. Und dies kann niemals die Gerechtigkeit aller sein. Deshalb kanalisieren Algiers diese scheinbar ohnmächtige Wut in Kunst. Heraus kommt dabei eine explosive Mischung, die den Drang nach Veränderung in den Köpfen vorantreibt. Eine Art virale Verbreitung kollektiver Sinnsuche.

Der Postpunk dient als Aggressionspotenzial, Noise und Industrial bergen die Unruhe und Verwirrung der Postmoderne. Gospel und Soul versinnbildlichen den ewigen Kampf des afroamerikanischen Bürgertums gegen die immer noch vorherrschenden Ressentiments der Gesellschaft im Allgemeinen und der weißen Elite im Speziellen. Ihre Texte handeln von Rassismus, Polizeibrutalität, Geschlechterungleichheit, dem Brexit, Trump und allem, was falsch läuft in dieser Welt. Dies ist zuweilen eine große Bürde, ein selbstauferlegtes Mantra, welches über Ethik und Moral hinaus geht und ganz einfach danach fragt, wie wir miteinander leben wollen und wann wir endlich alle gleich sind. Sich Gehör zu verschaffen ist zwar nur der erste Schritt, aber Algiers haben dies mit ihren ersten beiden Alben bereits in beachtlichem Maße erreicht.

Die zweite LP, The Underside Of Power, ist im Juni auf dem renommierten Indielabel Matador erschienen und wurde von der Kritik gefeiert, wie es bei so viel politischem Zündstoff nur wenigen anderen Crossover-Künstlern wie Rage Against The Machine oder Public Enemy gelang. Damit stehen sie mittlerweile fast in einer Reihe mit den Größen, welche es nicht nur schafften sich genanntes Gehör zu verschaffen, sondern sich mit ihrer Musik in das kollektive Gedächtnis einbrannten um damit Spuren zu hinterlassen. Und diese Spuren sind wichtig, damit aus einer Gerechtigkeit einzelner vielleicht noch vor dem jüngsten Gericht eine Gerechtigkeit aller wird. Dies ist der Kampf des Humanismus gegen die Dystopie.

Wenn ihr Lust habt dem Sturm ins Auge zu Blicken und eine der energetischsten Performances mitzuerleben, die Dresden dieses Jahr zu bieten hat, dann schreibt eine Mail mit dem Betreff „Molotov“ und eurem vollen Namen an die gluecksfee@campusradiodresden.de. Wir verlosen 1×2 Karten und drücken fest die Daumenschrauben.