Da steht es nun an der Türschwelle und sagt uns bald Lebewohl. 2016 ließ uns natürlich auch dieses Jahr – mal häufiger, mal weniger häufig – vor den Silberleinwänden in eine andere Welt eintauchen. Bei der riesigen Anzahl von Big Budget Hollywood Filmen, kleinen unabhängigen Produktionen und durch die heimische Traumfabrik lässt sich schnell mal der Überblick verlieren. Meine Liste ist da selbstverständlich auch nur eine von vielen Möglichkeiten, die erschienenen Bewegbilder zu ordnen und nach Qualität einzuschätzen. Zur Qualifikation mussten die Filme nur ihren Kinostart in Deutschland mitbringen. Alle Streifen, die vom 1. Januar bis 31. Dezember in Deutschland gestartet sind, können mögliche Kandidaten für meine Lieblingsfilme des Jahres sein.

Aber genug des Vorgeplänkels. Jede gute Liste beginnt mit einer Aufzählung der Filme, die es leider knapp nicht geschafft haben. Dazu gehören in diesem Jahr: Deadpool, 10 Cloverfield Lane, The Nice Guys, Zoomania und The Big Short. Trotz ihrer nicht von der Hand zu weisenden Qualität hat es nicht für eine Top 10 Platzierung gereicht. Eine gute Idee für einen Filmeabend sind sie hingegen allemal.

Wer die Trailer zu den entsprechenden Filmen sehen will, klickt einfach auf das jeweilige Bild.

Photo Credit: Film Frame © Marvel 2016

  1. The First Avenger – Civil War

    Filmhistoriker werden die letzten Jahre wahrscheinlich als das Zeitalter der Comicverfilmungen bezeichnen. Seit Anfang der 2000er die X-Men ihre Mutanten von der Leine ließen, erscheinen pro Jahr dutzende Verfilmungen der bunten Bilderbücher. Allein dieses Jahr hatten wir mit Batman v Superman und dem dritten Captain America Film gleich zwei Produktionen, die jeweils auf einen der wichtigsten Comic-Geschichten ihres Verlages basieren. Statt dem großen Überbösewicht rumort es zwischen den Helden – Freunde werden zu Feinden und die bekannte Schwarz-Weiß Schattierung beginnt sich auflösen. Das Aufeinandertreffen der Fledermaus und dem Mann mit der Stahllocke zeigte uns dann, wie man es nicht macht. Ein schrecklich erzählter Film, der seine Prämisse unerklärlich über Bord wirft. Die Marvel-Helden schafften dahingehend etwas wirklich Verblüffendes. Trotz zwölf (!) Superhelden, die sich in einer der beeindruckendsten Kampfszene des Jahres die Capes weglasern, bleibt die grundlegende Geschichte um Captain America und seinem besten Freund Bucky intakt. Der Konflikt zwischen ihnen und Publikumsliebling Iron Man wird nachvollziehbar und überraschenderweise auch emotional geführt. Marvel erntet hier die Lorbeeren, gereifte Charaktere, die sich über zig Auftritte etablieren konnten, zu präsentieren. Gleichzeitig steht sich Marvel durch seine Formelhaftigkeit aber auch manchmal selbst im Weg. Selbst in dieser eigentlich düsteren Geschichte müssen sie immer wieder zwanghaft Gags reinquetschen und können nie so konsequent sein, wie es dieses Filmuniversum endlich bräuchte, um den Zuschauer aus der Comicverfilmunglethargie, die nach immer mehr Fortsetzungen schreit, zu befreien. Gefangener dieser Logik ist auch Captain America 3, allerdings auch wieder so unterhaltsam und spaßig wie es dieser Art Film nur sein kann.


    © Universal Pictures Spain

  1. Kubo – Der tapfere Samurai

    Die Laika Studios gehören in der Animationsfilmbranche neben Disney, Pixar oder Dreamworks eher zu den unbekannteren Künstlern. Ihre Geschichten, insbesondere aber ihre Optik richtet sich aber auch eher an größere Zuschauer. Der Debütfilm Carolin konnte durch seine morbide Tim Burton ähnliche Erzählung Kritiker und Zuschauer begeistern. Sie gehören zu einem der wenigen Studios, die größtenteils auf die altertümliche Stop-Animation Technik zurückgreifen und dadurch eine einzigartige Stimmung erzeugen. Ihr neuster Streich versetzt uns ins feudale Japan und begleitet den kleinen Krieger Kubo, der mit magischen Origami Fähigkeiten gegen einen finsteren König revoltiert. Nach einer Sage benötigt er dazu drei magische Artefakte. Schaut man sich diese Handlungsgrundpfeiler an, wird man eher an eine zweitklassige Videospielgeschichte erinnert, statt einer epischen Heldenreise. Was Regisseur Travis Knight und sein Team dann letztlich daraus machen, ist eine hinreißend ehrlich-naives Abenteuer mit tollen Charakteren. Die kauzigen Begleiter von Kubo sind mehr als nur Witzelieferanten und würzen die Erzählung um viele Facetten. Dass was der Film Kubo aus dem recht dünnen Drehbuch herausholt, ist eine tolle Reise mit wunderschönem Endpunkt. Und überhaupt die Optik mal wieder! Die Mischung aus Stop-Motion und 3D Animation gelingt hervorragend und versprüht eine Liebe zum Detail, die schwer zu erreichen scheint. Wenn ihr dieses Jahr einen Animationsfilm sehen wollt, dann sollte Kubo eine Überlegung wert sein.


    © Paramount Pictures

  1. Anomalisa

    Verkopft. Kein Wort beschreibt die Werke von Charlie Kaufmann wahrscheinlich besser als verkopft. Er schrieb die Drehbücher zu Beeing John Malkovich oder Vergiss mein nicht und brachte mit Anomalisa seinen zweiten Film als Regisseur in die Kinos. Dabei geht es um Buchautor Michael und seine sonderbare Krankheit. Jeder Mensch hat für ihn das gleiche männliche Gesicht und dieselbe Stimme. Selbst seine Frau und sein Kind sind für ihn völlig identisch. Auf einer Geschäftsreise lernt er Lisa kennen. Sie ist zwar schüchtern und alles andere als selbstbewusst, doch entspricht sie nicht Michaels Menschenkorsett und ist in ihrer Normalität für ihn völlig einzigartig – eine Anomalie. Einzigartig ist auch wiedermal der Film von Kaufmann, der sich liebend gerne den Themen Einsamkeit, Selbstfindung und menschlichen Schwächen widmet. Im Vergleich mit seinen anderen Erzählungen schraubt er allerdings seine Verschrobenheit deutlich zurück und erzählt eine fast konventionelle Geschichte. Fans könnten leicht enttäuscht sein, dafür werden Neuankömmlinge in Kaufmanns Gedankenwelt nicht gleich überfordert und stehen gelassen. Die Erzählung ist trotzdem alles andere als gewöhnlich und für Freunde der Interpretation eine willkommene Abwechslung. Weit entfernt von dem bekannten Liebesfilm Einmaleins ist Anomalisa ein Animationsfilm für Erwachsene. Ein Film, der es schafft auf das Offensichtliche zu verzichten und sich stattdessen die Zeit für Kleinigkeiten nimmt. Dazu eine Regie, die sich behutsam aufbaut und nicht einfach Höhepunkt nach Höhepunkt abhakt. Hier entfaltet sich ein ungewöhnlich, vertraut-abstraktes Spiel mit der Angst vor dem Alltag. Diese Anomalie verdient mehr Beachtung.


    © Open Road Films

  1. Spotlight

    Der ultimative Film gegen die Fake News-Schwemme. Ganz im Sinne der Watergate Journalisten Bernstein und Woodward begleiten wir ein kleines Investigativteam einer Bostoner Zeitung auf der Suche nach der unbequemen Wahrheit. Nur dieses Mal stehen keine korrumpierten Politiker im Vordergrund, sondern die katholische Kirche, die ihre Macht missbrauchte, um sexuelle Übergriffe auf Kinder zu verschleiern. Ein schweres Thema, das leicht belehrend und gewollt emotional auf den Zuschauer hereinprasseln hätte können. Spotlight schafft es allerdings diesen Stolperstein mit einer wichtigen journalistischen Tugend zu umgehen: Nüchternheit. Statt dem Grauen durch Flashbacks und sinistren lachenden Priestern eine erdrückende emotionale und vereinfachende Note zu verleihen, berichtet der Film von aufrechten Journalisten, die sich gegen ein System der Lügen und Beschwichtigungen auflehnen. Das Staraufgebot um Rachel McAdams, Mark Ruffalo und Michael Keaton gelingt es überaus überzeugend menschliche Figuren zu zeichnen. Kaum eine Minute mit ihren Charakteren wirkt deplatziert oder effekthascherisch eingesetzt. Bis auf eine Szene verzichtet der Film fast völlig auf einen Gefühlsausbruch der handelnden Personen im Sinne einer Katharsis. Doch wird Spotlight dadurch alles andere als kalt oder gar empathielos inszeniert. Hier wird ruhig und bedacht der Beruf des Journalisten seziert, der mal aufregend aufdeckend ist und mal auch einfach nur Büroarbeit bereithält. Das entschleunigte Erzähltempo wird nicht jedermanns Sache sein, wer sich darauf einlassen kann, bekommt ein äußerst rundes Drama ohne unnötigen Ballast präsentiert. Bei diesem Thema eine wahre Wohltat.

    © 2015 Twentieth Century Fox

  1. The Revenant – Der Rückkehrer
    Nun hat es doch endlich geklappt. Nach zig Nominierungen und Enttäuschungen konnte Leo endlich einen Oscar mit nach Hause nehmen. In Alejandro Inarritus Film wird der Trapper Hugh Glass Anfang des 19. Jahrhunderts von einem Bären angegriffen und von seiner Expedition zurückgelassen. Glass schwört Rache und begibt sich auf einen Leidensweg quer durch die Wildnis des noch unerforschten Amerikas. In der Retroperspektive hat es Revenant durchaus schwer. Dem Entertainment interessierten, gelegentlichen Kinogänger ist die zweieinhalb Stunden Tour de Force viel zu lang und zu sehr vollgestopft mit ewigen Landschaftaufnahmen. Die Avantgarde stört sich an der simplen Rachegeschichte und unnötigen spirituellen Traumsequenzen, die man so schon tausendmal gesehen hat. Der Frühwestern-Film steht damit ziemlich zwischen den Stühlen und ist alles andere als perfekt. Wer sich allerdings genau in dieser Zuschauernische befindet, kann sich auf ein Erlebnis freuen, das einem in mehreren Szenen die Luft aus der Atemröhre herausquetscht. Der Bärenangriff gehört zu den verstörendsten und intensivsten Momenten der letzten Jahre und beweist, wie weit Computertechnik mit der richtigen Führung aussehen kann. Zusammen mit seinem mehrfach ausgezeichneten Kameramann zaubert Inarritu ein wunderschön anzusehendes Survival-Abenteuer, das den Kampf Mensch gegen Natur auf eine beeindruckende Stufe hebt – auch wenn der Protagonist ab und an immun gegen jede Gefahr erscheint. DiCaprio schreit, weint und kriecht zwar wiedermal jeden Meter in seiner Rolle, doch passender hat sein Schauspiel wohl noch nie auf eine Figur gepasst. Mit einer strafferen Erzählung wäre es wahrscheinlich ein Meisterwerk gewesen, aber alleine aufgrund der virtuosen Inszenierung eine Sichtung wert.


    © Mars Distribution

  1. Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück

    Kapitalismuskritik ist schon lange ein fester Ankerpunkt vieler Hollywoodstreifen, egal ob ambitionierter Autorenfilm oder sündhaft teure Blockbusterproduktion. Der Kapitalismus bekommt mal offensichtlich und mal versteckter eine Schelte. Captain Fantastic erzählt hier kaum etwas Neues, wenn es um einen Familienvater geht, der sich von der Turbogesellschaft verabschiedet hat und seine Kinder in der Wildnis großzieht. Ein Zwischenfall zwingt ihn und seinen Nachwuchs allerdings in die verhasste Welt aus Konsum und verweichlichten Stereotypen zurückzukehren. Viggo Mortensen mimt allerdings den eigenwilligen, aber führsorglichen Vater auf eine solche herzerwärmende Art und Weise, dass man ihm jeden Fehler verzeihen möchte. Der Film schafft es zwar nicht zu einseitig seine Sicht auf die Gesellschaft durchzudrücken, man darf allerdings keine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem aktuellen politisch-sozialem System erwarten. In erster Linie handelt es sich um einen klassischen Roadtrip-Film. Dabei werden natürlich bekannte Eckpunkte wie die Raststätten-Liebelei, aber auch kluge Dialoge über fragwürdige Lebensroutinen aufgegriffen. Der perfekte Film für regnerische Sonntage, der es zu gleichen Teilen schafft, eine Freudenträne als auch eine weinende Träne heraufzubeschwören. Trotz vieler emotional aufgeladener Themen schafft es Captain Fantastic relativ leicht und verspielt seine Geschichte zu erzählen und versprüht einen Charme zum Liebhaben. Ein Film für alle Romantiker und Familienmenschen mit Hang zur verblümten Träumerei. Einfach Schön.


    © Komplizen Film

  1. Toni Erdmann

    Boah, ist das langatmig! Boah, ist das anstrengend! Boah, ist das bekloppt! Aber meine Güte, was für ein Film. Die deutsche Oscarhoffnung im Februar liefert einen solch obskuren Genremix aus bissigen Dialogen, Absurditäten, intimen Drama und vielem mehr, dass jede versuchte Kategorisierung fehlschlägt. In einem Moment brüllt man vor Lachen und in der anderen bestaunt man das einzigartige Spiel zweier herausragender Darsteller. Im Mittelpunkt der Geschichte dreht sich alles um eine Vater-Tochter-Beziehung, die seit längerem zu zerreißen droht. Vater Winfried beschließt schließlich seine Tochter, die für eine Unternehmensberatung arbeitet, mit einem Überraschungsbesuch wiederzugewinnen. Als dies fehschlägt, schlüpft er in sein Alter Ego, Toni Erdmann, und versucht nun die Rettung der maroden Beziehung durch ein loses Mundwerk und viel Einfallsreichtum. Regisseurin und Drehbuchautorin Maren Ade orientiere sich mit ihrem Humor am amerikanischen Entertainer Andy Kaufmann, der durch seinen einzigartigen Sinn für Komik und Performance Kunst entweder zum Lachen oder Stirnrunzeln einlud. Zusätzlich wirft sie eine ordentliche Portion Loriot in die geschliffenen Dialoge, indem sie die steife Unternehmerwelt fein säuberlich auseinandernimmt und durch haarsträubende Einfälle, den ganzen Wahnsinn dieser Scheingesellschaft offenbart. Wer Fan dieser beiden Künstler ist und den die fast drei Stunden andauernde Odyssee nicht abschreckt, erwartet einen deutschen Film abseits bekannter Schweiger/Schweighöfer-Schmonzetten. Die größte Errungenschaft von Toni Erdmann bleibt aber die erzählerische Ausgewogenheit. Obwohl sich eine Beklopptheit auf die nächste stapelt, wird ein reifes, komplexes Drama inszeniert. Die Figuren funktionieren in dieser herausragenden Geschichte zu jeder Minute. Dieser Film sollte aufgrund des Durcheinander an unterschiedlichen Ideen nicht funktionieren, tut es aber vielleicht gerade deswegen.


    © Film4

  1. Raum

    Jack ist fünf Jahre alt und lebt auf neun Quadratmeter. Seit seiner Geburt kennt er nur dieses Zimmer – diesen Raum. Seine Mutter wurde als Jugendliche entführt und lebt seitdem eingesperrt mit ihrem Sohn. Kontakt mit der Außenwelt hat sie nur kurz, wenn ihr Entführer alle paar Tage mal vorbeischaut. Ob ein Ausbruch gelingt und was diese neu gewonnene Freiheit bedeuten würde, davon handelt das Drama. Emma Donoghues Romanvorlage nahm sich reale Ereignisse wie den Kampusch-Fall als Vorbild, versetzte allerdings nicht die Entführte in den Hauptfokus, sondern ihr Kind. Seine Wahrnehmung beschränkt sich auf einige wenige Haushaltsgegenstände und dem vermeintlichen Wissen, dass die Welt gerade genug Platz bietet für zwei Personen. Der Film konzentriert sich zwar auch stark auf die Rolle des Jungen, zeigt allerdings auch viel vom Innenleben der Mutter und ihren Angehörigen. Dabei stechen natürlich insbesondere die beiden Hauptdarsteller heraus. Gerade der zehnjährige Jacob Tremblay bietet eine schauspielerische Klasse an, die so natürlich daherkommt, ohne peinlich oder aufgesetzt zu wirken. Seine nuancierte Mimik und Gestik ist der Ankerpunkt dieser tief traurigen Geschichte. Das Grauen wird nicht plakativ präsentiert, entsteht viel mehr in unseren Köpfen. Der Film schafft es trotz dieser heftigen Thematik am Ende hoffnungsvoll und optimistisch zu bleiben. Jeder Rückschlag ist hier auch eine Chance für einen Neuanfang. Wer ganz dringend Taschentücher verbrauchen muss, findet hier die passende Gelegenheit dazu. Ein bewegendes Stück Kino, welches so nur ganz selten vorkommt.


    © The Weinstein Company

  1. The Hateful Eight

    Es ist ein stinknormaler Wintertag im Gemischtwarenladen. Sieben Männer und eine Frau unterhalten sich. Über dies und das und jenes. Mit seinem achten Film verschlägt es Regie-Exzentriker Quentin Tarantino in bekanntes Terrain. Mit seinem Frühwerk Reservoir Dogs nahm er sich die gleiche Prämisse und inszenierte ein Kammerspiel zwischen vertrauensunwürdigen Gangstern. Die Ganoven tauschte er durch Westerncharaktere aus und zack fertig: neuer Film? Nicht ganz, die Ausgangslage ist zwar ähnlich, die grundlegenge Struktur und Thematik unterscheiden sich doch erheblich. Tarantino erzählt in seiner überlangen Erzählung eine Geschichte des Hasses. Hass auf Andere. Hass auf das Gesetz. Hass auf einen selbst. Als Fan seiner Werke kann man sich wieder in seinen Dialogen suhlen. Jedes Gespräch gleicht einem Revolverduell und jede schnell ausgesprochene Bemerkung einem Messerstich. Tarantino lässt sich Zeit, viel Zeit für sein Spiel der Lügen, bringt erst jede Schachfigur in Stellung, bevor die Colts ihr Mitspracherecht in Anspruch nehmen. Das kann als selbstverliebt bezeichnet werden, doch ist Tarantino dabei so unterhaltsam, dass man ihm das gerne verzeihen möchte. Diese comichaft-übertriebene Gewalt, diese bestechende Logik in den ausufernden Dialogen. Alles ergibt einen Western, den so nur der Meister höchstpersönlich hinbekommt. Hier wird zwar viel Sitzfleisch benötigt, der Weg hin zum furiosem Finale belohnt einen aber mit vielen denkwürdigen Auseinandersetzungen zwischen toll geschriebenen und hassenswerten Charakteren.


    © 2016 Sony Pictures Releasing GmbH

  1. Arrival

    Was kann dieser Mann eigentlich nicht? Denis Villeneuve konnte bereits mit Prisoners überzeugen und legte letztes Jahr mit Sicario einen so unerhört spannenden Drogen-Thriller hin, dass selbst Hitchcock im Grabe frohlocken würde. In Arrival nimmt er sich die Kurzgeschichte Story of Your Life zur Brust und verwandelt sie mit seinem Drehbuchautor zu einer Science-Fiction Geschichte, wie sie heute äußerst selten vorkommt. Statt großen Schlachtepen wird die Ankunft mehrerer Alienschiffe nicht als Actionfest gefeiert, sondern als ruhige Exkursion in die Welt der Völkerverständigung. Um die fremdartigen Wesen zu verstehen, engagieren die USA eine Linguistin und diese begibt sich immer tiefer in die Gedankenwelt der nichtmenschlichen Wesen. Jedes weitere Wort zur Geschichte wäre fast zu viel. Arrival lebt davon einen zu überraschen und an ein, zwei Stellen von der gewöhnlichen Route abzubiegen. Ohne großes Tamtam entspinnt sich ein zutiefst persönliches Schicksal, das nachhallt und nachdenklich macht. Aber nicht nur die Story beeindruckt, auch die Art und Weise der Inszenierung bleibt auf höchstem Niveau. Villeneuve gibt den Ufos einen so wunderschön-bedrohlichen Rahmen und versteht es die Geschichte in den richtigen Momenten anzuziehen. Amy Adams zeigt ihr ganzes Können und darf sich sicherlich über eine Oscarnominierung freuen. Arrival ist so erwartbar großartig geworden und doch so unerwartet erzählt. Eine Bereicherung für das ganze Genre und darüber hinaus.